Am 14. und 15. April finden in der Kantonsschule Küsnacht zwei Benefizkonzerte für Afghanistan statt. Was hinter diesem Anlass steckt und weshalb das Thema so am Herzen liegt, berichtet das Organisationsteam, Schulleiterin Corinne Elsener und Musiklehrerin Christa Suliman, im Gespräch.
Mitte April organisiert die Kantonsschule Küsnacht zwei Benefizkonzerte, deren Erlöse vollumfänglich an die Afghanistanhilfe gespendet werden. Während am Freitag, 14. April, die Schülerinnen und Schüler mehrheitlich klassische Musik vortragen werden, wird das Konzert am Samstag aus grösseren Formationen wie Big Band, Jazz-Workshops und Bands bestehen. Zudem gibt es vor den Konzerten jeweils einen Info- und Essensstand mit afghanischem Fingerfood. Ein spezieller Aspekt der Konzerte: Hussein Husseini wird aus seinem Buch über die Flucht, seiner preisgekrönten Maturarbeit, vorlesen. 2015 ist der damals 17-Jährige aus Afghanistan in die Schweiz geflüchtet und konnte 2020 erfolgreich seine Matur an der Kantonsschule Küsnacht absolvieren.
Mittlerweile hat die Kantonsschule noch drei weitere Flüchtlinge aus Afghanistan angenommen, zwei davon sind momentan an der Schule. Das Land hat für die Beteiligten eine spezielle Bedeutung. «Durch Hussein sind wir mit Afghanistan und seinen Problemen sehr verbunden», so Schulleiterin Corinne Elsener. «Durch unseren hohen Immersionsanteil haben wir gute Möglichkeiten für die Flüchtlinge.» Meistens beherrschen nämlich die Jugendlichen die englische Sprache besser als die deutsche. «Wir achten auch darauf, dass sie in das musische Profil können, damit sie nicht noch eine zusätzliche Fremdsprache lernen müssen.» Elsener findet die Erfahrungen mit den Flüchtlingen sehr spannend. «Hussein zum Beispiel setzt sich auch hier noch sehr für sein Heimatland ein», sagt die Schulleiterin. Andere Flüchtlinge seien aber gegenüber Afghanistan fast schon zynisch und wollten damit nichts mehr zu tun haben.
Doch was ist eigentlich mit dem Krieg in der Ukraine, der momentan ein grosses Thema ist? «Schülerinnen und Schüler unserer Schule haben von sich aus bereits zwei Standaktionen organisiert, um für die Ukraine zu sammeln», so Elsener. Auch haben sie Flüchtlinge an der Schule aufgenommen. «Wir haben uns aber jetzt bewusst dazu entschieden, unseren Fokus auf Afghanistan zu legen und dieses Land nicht zu vergessen, auch aufgrund unserer Geschichte mit Hussein Husseini.»
«Manche fühlten sich machtlos»
Den Einfall zu den Konzerten hatte die Klavierlehrerin Christa Suliman. «Ich finde es einfach eine schöne Sache, mit Musik so etwas zu erreichen und mit Spass Geld zu sammeln», begründet sie ihre Idee. Musik sei eine wunderbare Form, sich ohne Sprache auszudrücken. «Es ist eine ganz andere Atmosphäre, als wenn die Schülerinnen und Schüler sich auf ein sonstiges Konzert vorbereiten. Jetzt machen sie es für etwas sehr Sinnvolles.» Sie habe dadurch mit ihren Klavierschülerinnen und -schülern auch schon viele berührende Gespräche gehabt. «Viele sind sich machtlos vorgekommen. Sie bekommen natürlich durch ihre Mitschülerinnen und -schüler aus Afghanistan auch mit, was in diesem Land so los ist, und wollen helfen.» Sie freuten sich, dass sie nun etwas machen könnten, um zur Verbesserung der Situation beizutragen.
Mit der Organisation Afghanistanhilfe strebt die Kantonsschule Küsnacht eine längere Zusammenarbeit an. Diese Konzerte sind nun der erste grosse Anlass, aber die Schule könnte sich weitere Projekte gut vorstellen. «Für uns stimmt die Art von Unterstützung, die sie betreiben, einfach», erklärt Elsener. Die Afghanistanhilfe ist ein Hilfswerk und setzt sich seit über 30 Jahren für die Menschen in Afghanistan ein. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Projektpartnern realisiert sie Entwicklungsprojekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Armutsbekämpfung und Nothilfe. «Die Schülerinnen und Schüler wurden Anfang Schuljahr durch eine Infoveranstaltung erstmals auf diese Organisation aufmerksam gemacht. «Die Teilnahme an diesem Anlass war freiwillig, entsprechend viele sind also erschienen», bemerkt die Schulleiterin schmunzelnd. Die verschiedenen Musiklehrer haben dann die Jugendlichen auf die Konzerte angesprochen und nach Teilnehmenden gefragt. Vor den Sportferien haben in der Projektwoche «Tetris» mehrere Schülerinnen und Schüler Plakate gestaltet und afghanisches Essen gekocht und an einem Stand zugunsten von Afghanistan verkauft.
Turbulente Vorbereitungszeit
Und wie laufen die Vorbereitungen sonst so? «Es läuft auf jeden Fall viel», schmunzelt Elsener. «Aber es wäre auch seltsam, wenn alles wie am Schnürchen laufen würde, fast schon besorgniserregend», lacht sie. «Genau, es muss so sein», stimmt Suliman ihr zu. Ganz entspannt erwähnen sie die Ostertage, in denen sich ja theoretisch noch die eine Schülerin oder der andere Schüler verletzen könnte. Elsener gibt zu, sie könne sich momentan gerade noch nicht so auf die Konzerte freuen. «Aber das kommt, sobald alles geordnet und geplant ist, spätestens an den Konzerten dann.» Ein Anlass, bei dem junge Menschen sich für junge Menschen einsetzen – etwas, was sich sicher anzusehen lohnt. Die Konzerte finden in der Semihalle der Kantonsschule statt, und der Eintritt ist frei, mit Kollekte.
Benefizkonzerte für Afghanistan, 14. und 15. April, Semihalle, Kantonsschule Küsnacht. Infostand und Fingerfood Afghan Laziz ab 18.30 Uhr, Konzertbeginn: 19.30 Uhr. Eintritt frei, Kollekte.