Herzen können sprichwörtlich schmelzen, brennen oder auch brechen. Was Emojis symbolträchtig in digitaler Form ausdrücken, zeigt die Künstlerin Helen Eugster am 14. März ab 18 Uhr in der Strandbad-Sauna Küsnacht in der realen Installation «Big Feelings».
In ihrer aktuellen Installation, die am 14. März ab 18 Uhr live in der Strandbad-Sauna Küsnacht zu sehen sein wird, setzt sich die Küsnachter Künstlerin Helen Eugster mit dem Thema Veränderung auseinander. Etwas Digitales wie ein Emoji wird ins Hier und Jetzt verlagert und diesen Gesetzen ausgesetzt: Ein Herz aus Eis schmilzt, eines aus Holz wird den Flammen ausgesetzt und ein Herz aus Keramik zerbricht.
«Mich hat besonders interessiert, wie etwas Zweidimensionales, Flüchtiges und Digitales wie ein Herz-Emoji zu etwas Materiellem, Handgreiflichem und Spürbarem wird», sagt sie über ihre Ausstellung «Big Feelings». «Es wird gewissermassen unserer Zeit und dem realen Raum sowie den damit zusammenhängenden chemischen Prozessen ausgesetzt. In sämtlichen Arbeiten von mir bin ich stets an einer bestimmten Metaphorik interessiert.»
Kunst als wichtiger Teil des Lebens
Den Drang, sich künstlerisch auszuleben, hat die heute 37-Jährige schon immer gespürt. Als Kind hat sie gerne gezeichnet und gestaltet. Nach der Sekundarschule wollte sie eine Lehre als Grafikerin machen, doch daraus wurde nichts, und so setzte die sprachinteressierte Teenagerin Plan B um und wurde Bibliothekarin. Parallel zur Lehre absolvierte sie die Gestalterische Berufsmaturitätsschule in Zürich Altstetten. Schon in jungen Jahren wurde sie Mutter und bekam zwei Söhne. «Ich merkte aber bald, dass ich mehr brauchte. Am Job als Bibliothekarin fehlte mir das Kreative und Herausfordernde.»
So machte sie neben Kindern und Beruf ein Studium in Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste, das sie 2018 mit dem Bachelor abschloss. «Das Studium gefiel mir sehr gut. Man hatte viele Freiheiten, was für mich in meiner Situation ideal war. Doch andererseits konnte ich der Kinder wegen an vielen abendlichen Veranstaltungen nicht teilnehmen. Ich war unter den Studierenden ein bisschen eine Aussenseiterin.»
Zweites Studium folgt
Es war ja noch nie einfach, von der Kunst zu leben, und so beschloss sie, ein weiteres Studium an der Pädagogischen Hochschule in Angriff zu nehmen. «Als Quereinsteigerin im konsekutiven Master musste ich nur zwei Fächer belegen, nämlich Deutsch und Bildnerisches Gestalten.»
Vor zwei Jahren schloss sie auch dieses Studium ab, arbeitete aushilfsweise als Sek-Lehrerin und hat heute eine ca. 70-Prozent-Stelle an der Schule Hirschengraben-Schanzengraben in der Zürcher Altstadt, wo sie Sprachen und Bildnerisches Gestalten unterrichtet. «Die Arbeit als Lehrerin gefällt mir sehr gut. Es ist für mich keineswegs ein Brotjob, sondern eine Leidenschaft. Ich finde es toll, dass ich mich nicht zwischen Kunst und Lehrerberuf entscheiden muss, sondern beides kombinieren kann.»
Zwei- und dreidimensionale Kunst
Während des Studiums hat sich Helen Eugster viel mit Fotografie und Videoinstallationen beschäftigt. «In den letzten Jahren hatte ich meine künstlerische Praxis wegen Ausbildung, Beruf und Familie an den Nagel gehängt», erzählt sie. «Erst vor rund eineinhalb Jahren begann ich wieder, mich mit Kunst auseinanderzusetzen, und widme mich seitdem eher dreidimensionalen Werken.» Das sind zum Beispiel Arbeiten mit Blumen, die sie mit Werkzeugen wie Schere oder Lochzange bearbeitet, oder Skulpturen aus Silikon-Kautschuk. Dabei interessiert sie stets die Mehrspurigkeit von Bildern und Symbolen und ihr Zusammenhang mit Sprache.
Im letzten Jahr nahm sie an zwei Gruppenausstellungen teil, an der Ausstellung «From Language to Image and Backwards» im Joss Toledo Art Studio in Zürich und an der «FATart Fair 2023» in Schaffhausen, der Ausstellung eines Kunstvereins, der sich der Förderung von Frauenkunst und Flinta widmet.
Erste Einzelausstellung
Bei der geplanten Ausstellung in der Strandbad-Sauna Küsnacht handelt es sich um das erste Mal, dass Helen Eugster eine so grosse und aufwendige Arbeit zeigt. Die drei Herzen aus roter Keramik, Holz und eine Form für das Herz aus Eis sowie die dazugehörenden Metallständer stellt sie mangels eigener Infrastruktur in der Küsnachter Freizeitanlage Heslibach und in der Werkstatt des Zürcher Dynamo her. «Ich finde es toll, dass es solche Einrichtungen gibt», sagt sie. «Bei Fragen bekomme ich professionelle Hilfe und werde nicht alleine gelassen.» Mehr Infos auf www.helen-e.net.