Die Martin Stiftung beantragt von der Gemeinde Erlenbach mittels Initiative zusätzliches Geld zur Deckung der Baukosten des Neubaus des Heims Rütibühl. Voraussichtlich im November können die Stimmberechtigten darüber entscheiden.
Ernst Scherrer und Mario de Capitani von der Erlenbacher Martin Stiftung reichten zusammen mit Daniel Westerman, Initiant und alt Gemeinderat, im Gemeindehaus Erlenbach die Initiative «Unterstützung Baukosten Heim Rütibühl» sowie exakt 181 Unterschriften ein. Entgegen- genommen wurde die Initiative von keinem Gemeinderatsmitglied, was Westerman bedauerte. Mit der Initiative fordern die Unterzeichnenden, dass die Gemeinde Erlenbach die Martin Stiftung zusätzlich mit 700 000 Franken unterstützt; gedeckt werden sollen die Baukosten des Neubaus des Heims Rütibühl in Herrliberg. Bisher hat die Martin Stiftung von der Gemeinde Erlenbach zweimal je 150 000 Franken erhalten. Der zusätzliche Betrag würde die finanziellen Risiken und Lasten der Martin Stiftung laut der Stiftung substanziell reduzieren.
Die bereits erhaltenen 300 000 Franken von der Gemeinde entsprechen dem Maximalbetrag, den diese in eigener Kompetenz sprechen darf. Das letzte Wort über die zusätzlichen 700 000 Franken haben die Stimmberechtigten, wenn die Initiative für zulässig erklärt wird. Westerman geht davon aus, dass diese im November vor die Gemeindeversammlung kommt.
Höherer Beitrag gewünscht
«Die Martin Stiftung hat mit einer Unterstützung durch Spenden von Privatpersonen, Stiftungen, Firmen und Gemeinden von 7,7 Millionen Franken gerechnet», ist dem Initiativtext zu entnehmen. Allerdings: «Das Spendenziel wurde bisher um 2,3 Millionen Franken verfehlt.» Auch der Kantonsratsbeitrag sei kleiner als erwartet ausgefallen, weil nicht alle Investitionen und Einrichtungen gemäss den zurzeit gültigen Gesetzen subventionsberechtigt sind, hält Initiant Westerman fest. Und nicht zuletzt betont die Stiftung, dass die Bauabrechnung fürs Rütibühl mit einer Kostenüberschreitung von 1,2 Prozent über dem Budget von 26 Millionen Franken schliesst, was unter der Bauteuerung liegt.
Nun müsste die Stiftung eine Hypothek in Höhe von 7 Millionen Franken aufnehmen. Eine solche würde die Stiftung jährlich mit Zinsen in Höhe von zirka 150 000 Franken belasten. Dieses Geld könnte anderweitig genutzt werden, zum Beispiel für den Hauptsitz im Bindschädler 10. Dort wird auch ein Neubau notwendig. Zudem weist die Stiftung darauf hin, dass sie viele Aufträge für ihre Bewohnenden verloren hat. «Wir sind deshalb bemüht, die Aufnahme von Hypotheken möglichst gering zu halten.»
Und was ist mit der Gemeinde Herrliberg, Standort des Heims Rütibühl? Westerman hofft, dass dort Stimmberechtigte eine vergleichbare Initiative lancieren.
Solidarisch sein
Die Martin Stiftung ist seit 130 Jahren in Erlenbach domiziliert. «Sie belebt das Dorf», ist Westerman überzeugt. «Und sie ist die grösste Arbeitgeberin in Erlenbach.» Mit einer grosszügigen Unterstützung der Stiftung würde Erlenbach ein solidarisches Zeichen setzen gemäss dem Motto «Miteinander – füreinander». «Die Bevölkerung ist positiv eingestellt», betont Westerman, der während der Unterschriftensammlung viele Gespräche führte. Für ihn ist klar: «Die Martin Stiftung gehört zu Erlenbach.» Da müsse man zusammenstehen, solidarisch sein und ein starkes Zeichen setzen. «Wir sind froh und dankbar für die Initiative, aber nicht treibende Kraft dahinter», hält Scherrer fest. Bisher habe die Gemeinde, die Stiftung immer grosszügig unterstützt. Dass sich Westerman für die Martin Stiftung einsetzt, hat auch persönliche Gründe. Seine Tochter ist eine der bis zu 32 Menschen mit Beeinträchtigung, die in den Wohn- und Tagesstrukturplätzen im Rütibühl betreut werden.
Mit dem neuen Heim Rütibühl hat die Martin Stiftung eine Institution mit Pioniercharakter geschaffen. Dort werden insbesondere Menschen mit Behinderung und einer demenziellen Entwicklung sowie Beeinträchtigte mit sogenannt herausforderndem Verhalten betreut werden. Das sind Menschen, die bisher in die Psychiatrie eingewiesen wurden. Die Martin Stiftung bietet rund 170 Bewohnenden ein Zuhause. Fünf Personen unter ihnen sind Erlenbacher und Erlenbacherinnen. 272 Fachpersonen, was 186 Vollzeitstellen entspricht, arbeiten in der Stiftung. Die Gemeinde Erlenbach hat letztmals im Dezember 2013 100 000 Franken für die Sanierung des denkmalgeschützten Parks Mariahalden gesprochen.
Die Initiative sei eingereicht worden und werde geprüft, heisst es auf Anfrage bei der Gemeindekanzlei. Mehr können man dazu aktuell leider nicht sagen.