Küsnachts Tribut an seine Literaten

Erstellt von Manuela Moser (Text) / Urs Weisskopf (Bilder) |
Zurück

Ein stolzer Anlass ging am Samstag über die Bühne: die Vernissage des Buchs «Literarisches Küsnacht». Auf knapp 250 Seiten würdigt die Gemeinde ihre literarischen Schaffer. Gesammelt wurden die Werke von 17 lebenden und verstorbenen Schreibenden mit einem Bezug zu Küsnacht.

«Dieses Buch kommt aus der Mitte unserer Gemeinde heraus», eröffnete Gemeindepräsident Markus Ernst seine Rede vor geladener Gesellschaft. Sichtlich stolz, an diesem Samstag als Präsident der Kultur­kommission das aufwendige Buchprojekt endlich der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Im Festsaal des Seehofes hatten sich die 17 Schreibenden oder Angehörige von Schreibenden, die nicht mehr leben, versammelt; dazu Gäste und Mitwirkende am Projekt. Laut Ernst waren dies über 100 Personen, die mitrecherchiert und mitgedacht hatten: «Das Buch ist ein eigentliches Community-Projekt.»

Das Herz war die Redaktion

Gleichwohl war das Herz des Projekts ein vierköpfiges Redaktionsteam, bestehend aus Sabine Vernik (Leiterin des Kultursekretariats der Gemeinde), Ursi Bieri (Mitglied der Kulturkommission), Walther Fuchs (Historiker und Leiter des herausgebenden Verlags Digiboo) sowie Ilka ­Allenspach (Bibliothekarin und Vorstandsmitglied Kulturelle Vereinigung Küsnacht). Man startete mit der Idee, das ­professionelle Schreiben in Küsnacht würdigen zu wollen. Die Autorinnen und Autoren sollten entweder in Küsnacht ansässig sein beziehungsweise gewesen sein oder sich inhaltlich mit Küsnacht auseinandergesetzt haben. Dabei wurden alle Literaturgattungen aus Vergangenheit und Gegenwart berücksichtigt, also von Gedichten über Theaterstücken bis hin zu Romanen und wissenschaftlichen Arbeiten.

In sozusagen freier kreativer Reise schälte sich dann in einem zweiten Schritt das Thema Heimat heraus. «Wir hatten ­einen sanften roten Faden», so Sabine Vernik in ihrer Rede. Auf natürliche Weise habe sich auch die Gliederung der 17 ausgewählten Autorinnen und Autoren innerhalb des Buches ergeben. Gleichzeitig sei man «überwältigt gewesen von der Fülle, die wir fanden». Mit-Redaktor und Verleger Fuchs hätte sie immer wieder auf den Umfang – es sind nun knapp 250 Seiten geworden – verweisen müssen. Und auf die Finanzen Markus Ernst. «Nach einer Weile haben sie mich einfach nicht mehr an die Sitzungen eingeladen», meinte er scherzend.

Von C. G. Jung bis Richard Weiss

Hier liegt er nun auf dem Büchertisch, der frisch gedruckte Band, der eine illustre Schar an Schreibenden versammelt. Von grossen Namen wie Thomas Mann («der von 1933 bis 1938 ein paar sehr produktive Jahre in Küsnacht verlebte», wie Gastredner und Mann-Kenner Thomas Sprecher in seiner Rede ausführte) über C. G. Jung bis Max Frisch. Aber auch noch lebende Literaten wie Jürg Acklin, Lea Gottheil und Renate Muggli – oft sind sie auch Trägerinnen und Träger des Küsnachter Kulturpreises  – sassen im Publikum. Als Vertreter verstorbener Schreibender nahmen schliesslich Verwandte teil, wie der im Dorf heute noch politisch aktive Köbi Weiss (Vereinigung Rotgrünplus), dessen Vater Richard Weiss im Buch mit seinem Hauptwerk «Volkskunde der Schweiz» (1946) vertreten ist, weil jener «Massstäbe setzte, was das Fachgebiet in der Schweiz angeht». So heisst es in der kurzen Textpassage, die von der Redaktion zu jedem Autor vor eine sorgfältig ausgewählte Testpassage gestellt wurde.

Später ging es dann zum Apéro riche, mit Musik und Wein, einem Büchertisch der Buchhandlung Wolf und Ehrengästen wie Ursula Gut, der ehemaligen Gemeindepräsidentin von Küsnacht (1998–2006) und späteren Zürcher Regierungsrätin. Abwesend, aber entscheidend präsent im Kleingedruckten: die Küsnachter Ellen und Michael Ringier. Sie sind die Hauptsponsoren des Buches.

Grafisch auffällig

Unübersehbar dafür die eigentliche Hauptperson an diesem Tag: das Buch. Es leuchtet förmlich in seinem gelben Cover, die Buchstaben auf dem Deckel lassen sich haptisch ertasten und der Farbschnitt ist auffällig rot. «Ein Wow-Effekt», wie Markus Ernst beim Apéro meinte. Die Seiten wurden nachträglich eingefärbt. So führte es Carlo Silberschmidt von der grafischen Agentur Winkreative in seiner Rede aus. Dabei vertrat er den abwesenden Inhaber, Tyler Brûlé, ebenfalls in Küsnacht wohnhaft, der für das Grafische zuständig war und einen befreundeten Pariser Künstler beauftragt hatte, von allen Autorinnen und Autoren ein Porträt zu zeichnen, was das Buch in einem sehr einheitlichen Guss erscheinen lässt.

Und eben – Gelb und Rot – wie das goldene Kissen auf rotem Schild des Gemeindewappens von Küsnacht. Damit haben die Grafiker gespielt. Zum eingeladenen Gemeindepräsidenten aus Stäfa, Christian Haltner, meinte denn auch Redner Thomas Sprecher neckend, beim Rennen um die kulturell wichtigere Seegemeinde habe Küsnacht nun einen grossen Schritt vorwärts gemacht. «Ihr habt mit Goethe zwar kürzlich aufgetrumpft, aber wir haben jetzt mit 17 Autorinnen und Autoren nachgezogen. Es steht 17:1.»

Buch erhältlich im Buchhandel und Gemeindehaus Küsnacht zum Preis von 35 Franken