Knatsch wegen gestrichenen Kurzzeitparkplätzen

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Beim Bahnhofsgebäude Küsnacht haben die SBB eine neue Parkplatzordnung eingeführt. Wegen mangelhafter Beschilderung hagelt es nun Bussen. Gegenüber dem «Küsnachter» geben sich die SBB durchaus selbstkritisch und wollen über die Bücher gehen.

Lorenz Steinmann

Momentan macht die von den SBB beauftragte private Kontrollfirma gute Geschäfte beim Bahnhof Küsnacht. Am Sonntag vor einer Woche als Beispiel hagelte es für viele parkierte Autos 60‑Franken-Bussen. Betroffen war auch Myra Treppe. Die Sekundarlehrerin und ehemalige Spielerin des FC Küsnacht wohnt seit Geburt in Küsnacht und kennt sich entsprechend aus im Dorf. «Die Parkuhr war mit einem schwarzen Abfallsack abgedeckt. Beschilderung gab es keine. Also dachte ich, es gelte wie seit Jahren die Regelung für Gratisparkierung für 15 Minuten», sagt Treppe beim Ortstermin zum «Küsnachter». Doch als sie vom kurzen Einkauf aus dem Avec-Laden trat, flatterte schon eine 60‑Franken-Busse an ihrem Auto. Der Sicherheitsmensch einer privaten Firma erklärte, man handle im Auftrag der SBB. Es gelte eine neue Parkplatzordnung. Tatsächlich hat es neue gelbe Markierungen am Boden: «SBB-Areal». Die Parkuhr ist offensichtlich ausser Betrieb genommen worden. «Als ich bei den SBB nachfragte, behaupteten sie, ich hätte den angebrachten Infokleber an der Parkuhr nicht gesehen», sagt Treppe. «Sie schickten mir ein Foto, wo man den Kleber sah. Doch heute ist wieder keine Info da. Das macht mich sauer», so die 30‑Jährige. 

Grosses Schild – weit weg

Immerhin gibt es ein grosses Schild, das die seit kurzem geltenden neuen Parkplatzvorschriften beschreibt. Doch dieses ist gut 100 Meter weit entfernt beim grossen Parkplatzfeld. Eine klassische Parkuhr zum Füttern mit Bargeld gibt es nicht mehr. Man muss ein modernes Handy besitzen, das eine spezielle App herunterladen kann. Als Alternative nennen die SBB den Billettautomaten. Doch für Kurzzeitparkierer ist dies nicht ideal. Denn man kann einzig eine P+Rail-Tageskarte für stattliche 8 Franken lösen. «Das ist doch ein Witz», findet Myra Treppe. 

Korrekt einen Parkschein gelöst

Ein älterer Herr, der eben sein Auto parkiert hat, weiss nichts von den neuen Parkplatzvorschriften. «Das ist doch einfach nicht in Ordnung», sagt er, angesprochen auf die drohende Bussengefahr. Er habe kein modernes Handy, bisher aber immer korrekt einen Parkschein gelöst.
Alle Anwesenden sind sich einig, dass eine unklare Situation herrscht, die für Ärger sorgt. Das ist auch darum interessant, weil sich die SBB mit dem harten Regime quasi ins eigene Fleisch schneiden. «Hier in Küsnacht befindet sich der einzige verbliebene SBB-Schalter an der Goldküste bis Meilen», weiss Treppe, «daher bestrafen Sie ja ihre eigenen Kundinnen und Kunden.» 
Zeit also, bei den SBB anzuklopfen. Auf die Frage, ob die SBB den Küsnachter Ärger verstehen könnten, heisst es aus Bern, man werde «die Beschilderungssituation vor Ort nochmals prüfen und allenfalls anpassen». Und: «Bei den Kurzzeitparkplätzen wird demnächst ein Schild mit dem Hinweis montiert, dass die ersten 15 Minuten gratis parkiert werden darf.» Eine durchaus positive Botschaft also. 

Ein Handy muss wohl her

Kein Mitleid haben die SBB aber mit Leuten wie dem erwähnten älteren Herrn. «Die SBB setzen bei den P+Rail-Anlagen die Umstellung auf die neuen Buchungs- und Bezahlmöglichkeiten um. Die Parkuhren sind teilweise über 20 Jahre alt. Diese werden deshalb nach und nach abgebaut.» Insgesamt ermögliche dies den Kundinnen und Kunden eine einfachere und ortsunabhängige Abwicklung des Bezahlens von Parkgebühren. 

«So kann beispielsweise die Parkdauer von überall her verlängert werden und der Weg zum Auto, um den Beleg unter die Windschutzscheibe zu legen, entfällt. Dieser Komfortgewinn und die weiteren Vorteile der App werden von den Kundinnen und Kunden sehr geschätzt», sind die SBB überzeugt. Die Hauptnutzerinnen und -nutzer der P+Rail-Parkplätze würden das Parkieren mit einer Bahnfahrt verbinden «und kehren damit erst nach ein paar Stunden zurück». In aller Regel erreiche man bereits nach 4 bis 5 Stunden den Tagestarif. Und: «Parktickets für einzelne Stunden werden über die P+Rail-App angeboten. Dort muss auch die Gratisparkzeit der Kurzzeitparkplätze eingestellt werden, um eine faire Nutzung zu gewährleisten», so die SBB. Ganz so einfach geht es dann doch nicht. 

Als Alternative bleiben die nicht von den SBB verantworteten Parkplätze bei der Post gegenüber dem Bahnhofsgebäude. Dort hat es nach wie vor eine gute, alte Parkuhr. 

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Das antworten die SBB zur abgedeckten Parkuhr
«Die bisherige Parkuhr wurde lediglich mit eine schwarzen Abfallsack abgedeckt, eine Beschriftung fehlte.» – «Bis eine Parkuhr durch die beauftragte Firma abgebaut werden kann, wird diese jeweils abgedeckt und mit einem Hinweiskleber versehen. Hier wurde vermutlich der Hinweiskleber abgerissen. Das Parkieren auf der Anlage ist gebührenpflichtig», so die SBB. «Wer in Küsnacht eine ordentliche Parkbusse von der Polizei bekommt, muss ‹nur› 40 Franken bezahlen. Warum dieser spürbar höhere Bussenpreis?» – «Wer sein Fahrzeug ohne gültiges 
Ticket abstellt, riskiert eine Gebührennachforderung. Mit der Gebührennachforderung werden die Umtriebe für Kontrolle und Inkasso gedeckt. Die Höhe der Gebühr entspricht dem üblichen Betrag für Falschparkieren auf privatem Grund», heisst es dazu von den SBB.