Kanti zieht positives erstes Fazit

Erstellt von Kantonsschule Küsnacht |
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Vor rund 100 Tagen hat die erste BLiP-Klasse der Kanti Küsnacht ihr Refugium im Dachstock des Johannitergebäudesbezogen. Die Schülerinnen und Schüler können vom neuen Unterrichtskonzept «Begleitetes Lernen in Phasen» profitieren. 

Vor bald vier Jahren hatten eine Handvoll Lehrpersonen eine Vision: Was wäre, wenn man Lernen an der Kantonsschule Küsnacht ganz neu erfinden könnte? Inspiriert von erfolgreichen Unterrichtsmodellen in anderen Kantonen wollte man den Schülerinnen und Schülern mehr Freiheit und Selbstständigkeit im Lernen geben und sie dafür individuell betreuen. Sogenannte Lerncoaches sollten zum Einsatz kommen und sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler trotz Eigenständigkeit genügend individuelles Feedback bekommen.

Dank dieser Vision und nach unzähligen Vorbereitungsstunden, Schulungen und gemeinsamem Arbeiten war es im August 2024 endlich so weit: Die Kantonsschule Küsnacht konnte mit immenser Vorfreude die ersten «BLiPerinnen» und «BLiPer» begrüssen. Die Vision des innovativen Unterrichts- und Lernkonzepts war lebendig geworden: Als erste Schule im Kanton Zürich führte die Kantonsschule Küsnacht den phasenorientierten Unterricht ein. Der Enthusiasmus ist auch heute, 100 Tage nach dem Start, ungebrochen. Doch was ist BLiP genau? 

BLiP bedeutet «Begleitetes Lernen in Phasen». Bei BLiP werden immer fünf Wochen lang nur die Hälfte der Fächer unterrichtet und nach einer Prüfungswoche wird gewechselt. Dann ist die andere Hälfte der Fächer dran – mit Ausnahme von Sport, Musik und Bildnerischem Gestalten, welche wie im herkömmlichen Unterricht regelmässig stattfinden. Genauso wie die attraktiven Sonderwochen, in deren Genuss nach wie vor alle Schülerinnen und Schüler kommen.

Richtig ins Fach eindenken

Aber wieso dieses phasenweise Unterrichten? Die Konzentration der Fächer auf bestimmte Unterrichtswochen erlaubt ein vertieftes Eintauchen und Auseinandersetzen mit dem Unterrichtsstoff. So steht bei den BLiP-Schülerinnen und -Schülern auch einmal ein halber Tag nur Englisch oder Geschichte auf dem Stundenplan. BLiP-Schülerin Linne-Lu meint dazu: «Wir können uns dann richtig ins Fach eindenken und kommen dadurch auch recht gut voran.»

Und was ist das Tolle an BLiP? Sandra Pitel, Prorektorin und BLiP-Lehrerin der ersten Stunde, erklärt: «Durch das Konzept des begleiteten Lernens findet nicht nur der Unterricht, sondern auch das Lernen mehrheitlich an der Schule statt.» Nach den Input-Lektionen hätten die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich während des begleiteten Lernens oder des ­eigenständigen Lernens das Gelernte zu vertiefen oder zu erweitern. Die Schü­lerinnen und Schüler würden lernen, wie man selbstständig arbeitet. Sie planen ihre Aufgaben selbst und arbeiten allein oder in Gruppen. Individuelle Lerncoaches begleiten den Lernprozess und geben konstruktiven Input. In regelmässigen Treffen wird gemeinsam identifiziert, wo das Lernen noch optimiert werden kann.

Projekte, Präsentationen, Gruppenarbeiten und so weiter – es wird viel Wert darauf gelegt, den Lernalltag trotz langen Fachblöcken so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Das schätzt BLiP-Schüler Emanuel, der wie alle seine BLiP-Kolleginnen und -Kollegen das musische Profil besucht: «Zuerst dachte ich, dass es vielleicht langweilig sei, einen ganzen Morgen mit demselben Fach zu verbringen, aber dies ist glücklicherweise nicht der Fall, da wir nicht vier Stunden dasselbe machen.» Im Gegenteil, man habe so auch Zeit, gewisse Themen vertieft anzuschauen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, bevor schon der nächste Pausengong ertöne. 

Lange und intensive Tage

Die BLiP-Tage sind lang und intensiv, aber dafür ist nach Feierabend Schluss – das Konzept sieht vor, dass zu Hause nichts (oder zumindest nicht mehr viel) für die Schule gemacht werden muss. Und dann steht nach fünf Wochen intensivem Lernen jeweils eine Prüfungswoche an. Ein bisschen erinnert dieser Rhythmus an das Leben an der Uni – und soll auch auf dieses vorbereiten. Auch von der Prüfungswoche war Emanuel positiv überrascht: «Ehrlich gesagt fand ich das die entspannteste Woche von allen. Man kann lang schlafen und machen, was man will.» Man müsse nur an die Prüfung gehen und wenige Fächer (Bildnerisches Gestalten, Musik und Sport) weiterhin besuchen.

Als grossen Pluspunkt sehen die Schülerinnen und Schüler auch das eigene, von ihnen selbst kreativ eingerichtete Zimmer, in welchem das begleitete oder eigenständige Lernen stattfindet. Die Schülerinnen und Schüler nennen es liebevoll «Affenknast». Natürlich haben alle ihre eigenen Laptops dabei und arbeiten in ihrem «Affenknast» fleissig an Aufträgen und Aufgaben.

Inzwischen steht die Kantonsschule bereits in den Startlöchern für den nächsten BLiP-Jahrgang. Mit ungebrochenem Tatendrang freut man sich auf die zweite Generation BLiP-Schülerinnen und -Schüler.