In Küsnacht entsteht ein weiteres Gymi

Erstellt von Karin Steiner |
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Im Sommer 2025 eröffnet die Privatschule Tandem IMS in Küsnacht ihr erstes Gymnasium. Nebst klassischer Bildung und zweisprachiger Matura bietet die Schule mit «Design Technology» und «Humanitarian Studies» Fächer an, welche die jungen Leute auf die Zukunft vorbereiten.

Tandem IMS wurde vor 20 Jahren von ­Sonya Maechler-Dent gegründet. Die mehrsprachige Privatschule bietet bereits entlang der Goldküste in Zollikon und Erlenbach Krippe und Vorschule und im Zürcher Seefeld Krippe bis Ende Primarschule an. Nun soll ein Gymnasium, gegliedert in Pro- und Kurzgymnasium, das Angebot über die gesamte Schulzeit hinweg ergänzen.

«Der soziale Gymi-Druck, vor allem hier an der Goldküste, ist bereits in der Primarschule hoch», sagt Sonya Maechler-Dent. «Gleichzeitig sind die Neugier und der Drang zu lernen bei vielen ­Jugendlichen stark ausgeprägt. Und diese natürliche Neugier wollen wir mit unserem Progymi fördern, welches den Fokus auf projekt-, forschungs- und problembasiertes Lernen auf hohem Niveau setzt. Gleichzeitig erlernen die Schülerinnen und Schüler Sozialkompetenzen, um effizient in Teams zu arbeiten und nicht nur für sich selbst.»

Progymi und Kurzgymi

Das Progymnasium ist eine Alternative zum Langzeitgymnasium und richtet sich an Schülerinnen und Schüler nach der 6. Klasse. Während dieser Zeit werden sie individuell betreut und gezielt auf das Kurzgymi vorbereitet. «Für uns ist der Prozess wichtig, den die Schülerin oder der Schüler durchlebt, und nicht nur das Resultat. Sie sollen Verantwortung für ihr eigenes Lernen übernehmen. An unserer Schule im Seefeld werden die Kinder bereits in der Primarschule nach diesen Prinzipien unterrichtet.»

Nach erfolgreichem Progymnasium mit ausreichendem Notendurchschnitt und erkennbarer Motivation oder zwei Jahren Sek A mit schriftlicher Prüfung und Gesprächen folgt der Übergang in das Kurzgymnasium. Neben dem kantonalen Lehrplan, der bei Tandem IMS auf allen Stufen eingehalten wird, werden die Jugendlichen hier auf die zweisprachige Matura Deutsch/Englisch oder Deutsch/Französisch vorbereitet.

Humanitäres Denken

Sowohl im Pro- als auch im Kurzgym­nasium wird das Lernprogramm durch die Fächer «Design Technology» und «Humanitarian Studies» ergänzt. «Wir wollen den Jugendlichen nicht nur Wissen ­vermitteln, sondern sie  für die Zukunft rüsten», sagt Sonya Maechler-Dent. «Dazu gehört auch die digitale Welt. Design Technology vermittelt ein breites Wissen über die Anforderungen von morgen, bereitet aber auch auf künstlerische, kreative Berufe mit digitaler Technologie vor wie Produktdesign oder Architektur. Themen wie Wirtschaft und Recht sind ebenso Teil dieses Fachs wie Marketing und Kommunikation. Viel Wert wird ­zudem auf Nachhaltigkeit gelegt. Was bedeutet das überhaupt? Wie sieht der Weg eines Produkts aus? Dies alles sind wichtige Themen für die Zukunft.»

Im Fach «Humanitarian Studies» geht es um Themen der Nachhaltigkeit, jedoch in Bezug auf Armut, Gesundheit, Bildung und Menschenrechte. «Ein grosses Thema sind die sozialen Netzwerke», so Sonya Maechler-Dent. «Hier suggerieren Bilder und Kurzvideos den Wunsch, die Schönsten, Mutigsten, Besten und Erfolgreichsten zu sein. Das ist ein enormer Druck für die Jugendlichen und führt zu Frustrationen und Einsamkeit. Die Frage ist: Wie kann man mehr gesellschaftliche Werte einbringen? Mehr Empathie? Mehr humanitäres Denken? An unserem Gymnasium wollen wir leistungsorientiertes Lernen sowie humanitäre, ethische und nachhaltige Werte fördern. Gemeinsam sollen Lösungen gefunden werden, gemeinsam kommt man ans Ziel.»

Schulhaus am See

Ein Schulhaus für das Gymnasium wurde bereits an der Kaspar-Fenner-Strasse in Küsnacht nahe dem See gemietet. Im ­August 2025 startet das Gymnasium mit einer ersten Progymi-Klasse und einer ersten Kurzgymi-Klasse. Auf der Website findet man bereits ein Formular, um sich auf der Warteliste einzutragen. «Es freut mich sehr, dass Martin Zimmermann ­unser Management-Team unterstützen wird», sagt Sonya Maechler-Dent. Martin Zimmermann ist und war Rektor an zwei Kantonsschulen, Koordinator der Zen­tralen Aufnahmeprüfung (ZAP) und ­Präsident der Schulleiterkonferenz der ­Zürcher Kantonsschulen. Ende dieses Schuljahres tritt er als Rektor zurück und wird dann mit Begeisterung den Aufbau des Gymnasiums der Tandem IMS unterstützen. «Sein grosses Wissen wird ebenfalls dazu beitragen, dass unser Gymnasium einen hohen Standard gewährleisten kann», so Sonya Maechler-Dent. «Gleichzeitig wollen wir die Zusammenarbeit mit anderen Schulen fördern. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz. Denn jede Schule hat ihre Spezialität und gemeinsam können wir die Vielfalt in der ‹Gymi-Landschaft› abdecken.»

Öffentliche Gymis sind überlastet

Das sieht auch Corinne Elsener, Rektorin der öffentlichen Kantonsschule Küsnacht, so: «Grundsätzlich ist jede Schule eine Konkurrenz. Aber da die Zürcher Gymnasien dermassen voll sind und wir dieses Jahr im Untergymnasium über 20 Kinder mit bestandener Aufnahmeprüfung abweisen und an andere Schulen umteilen mussten, sehe ich darin kein Problem. Im Gegenteil! Es könnte für den Standort Küsnacht sogar eine willkommene Entlastung sein.» 

Einen Vorteil von privaten Schulen ­gegenüber öffentlichen sieht sie in den meist kleineren Klassen. «Die öffentlichen Gymnasien müssen derzeit Klassen mit 28 Schülerinnen und Schülern im Untergymnasium und bis zu 27 im Kurzgymnasium führen. Dies ist alles andere als ein Idealzustand, aber aufgrund des fehlenden Schulraums im Kanton sind die öffentlichen Schulen zu diesem Schritt gezwungen.» Solch grosse Klassen seien für Kinder mit besonderen Herausforderungen wie Autismus oder ADHS oft ein Problem, weshalb für diese Jugend­lichen Schulen mit Kleinklassen und engeren Betreuungsangeboten sicherlich von Vorteil sein können. «Als Schulleiterin eines Zürcher Gymnasiums stehe ich aber aus Überzeugung für die öffentliche Schule ein: Ich finde es wichtig, dass Kinder aus allen sozialen Schichten und mit den unterschiedlichsten Hintergründen an einem Ort zusammenfinden. Nur so lernen wir voneinander und erfahren wir Werte wie Gemeinschaft, Respekt füreinander, Rücksicht usw. Aus diesem Grund nehmen wir an der Kantonsschule Küsnacht auch jedes Jahr Flüchtlingskinder auf, zum Beispiel aus Afghanistan oder der Ukraine.»

Grosser Run auf Gymnasium und Berufsmaturitätsschule

Dieses Jahr wurden insgesamt 14 761 Aufnahmeprüfungen für eine kantonale Maturitätsschule abgelegt (2023: 14 192). 7684 dieser Prüfungen wurden bestanden (2023: 7383). Mit 52 Prozent liegt der Anteil der bestandenen Prüfungen im langjährigen Durchschnitt.

Mehr Sekundarschülerinnen und -schüler haben dieses Jahr die Aufnahme­prüfung in die Berufsmaturitätsschule während der Lehre (BM 1) gemacht. Von den angetretenen 1992 Jugend­lichen haben 1299 (2023: 1213) bestanden, der Anteil bestandener Prüfungen ist somit stabil geblieben (2024: 65,2 Prozent, 2023: 65,6 Prozent. 

Der Anteil bestandener Prüfungen an einem Gymnasium liegt im lang­jährigen Durchschnitt. An die Auf­nahmeprüfung in ein Lang- bzw. Kurzgymnasium sind im Vergleich zum letzten Jahr insgesamt mehr Schülerinnen und Schüler angetreten (2024: 8453, 2023: 8278); die Zahl der bestan­denen Prüfungen ist hingegen leicht gesunken (2024: 4014, 2023: 4108).                        (pd.)