Im Microlino zur Platinküste

Erstellt von Daniel J. Schüz |
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Er hat gut recherchiert, schnell reagiert – und dann hat er auch noch Los-Glück gehabt: Daniel Tewlin hat beim grossen Sommer-Quiz die Testfahrt mit dem Microlino gewonnen. Und der «Küsnachter» ist mitgefahren.

Daniel Tewlin gehört zu den Glückspilzen, die sich viele Gedanken über alles Mögliche und auch Unmögliche machen und diese Gedanken gerne wortreich erörtern.Eigentlich halte er ja nichts von der Astrologie, beteuert der 71 Jahre alte pensionierte Staatsanwalt, ganz und gar nichts. Und doch käme er immer wieder mal ins Staunen, «aber das sind dann natürlich immer reine Zufälle! So wie jetzt mit diesem originellen Preis, den ich gewonnen habe – ich, der astrologische Steinbock! Dabei sagt man dem Steinbock doch nach, dass er sich alles hart erarbeiten muss; dass ihm nichts in den Schoss falle.»

Tewlin war der Allererste von 80 Leserinnen und Lesern, die am grossen Sommerquiz des «Küsnachter» teilgenommen haben. Schon am Tag, nach dem die erste Ausgabe veröffentlicht worden war, hatte der findige Staatsanwalt den Lösungssatz ermittelt – das Zitat «Geliebt zu werden macht uns stark. Zu lieben macht uns mutig» des chinesischen Philosophen Lao-tse. Und dann hatte der Steinbock-Geborene auch noch das untypische Glück, dass ihm bei der Preise-Auslosung die Testfahrt im Microlino zufiel. Genau dieser zweite Preis, wird er später bekennen, habe ihn besonders interessiert, «weil diese Innovation zur richtigen Zeit gekommen ist.»

Das Abenteuer Microlino fängt schon beim Einsteigen an. Der Winzling auf vier Rädern hat nämlich keine Türen. Etwas ratlos steht Daniel Tewlin vor dem Elektromobil: «Wie komm ich denn da rein?» «Ganz einfach», schmunzelt Merlin Ouboter. Der Sohn des Küsnachter Mobilitätspioniers Wim Ouboter führt zusammen mit seinem Bruder Oliver die Geschäfte der Microlino AG. «Von vorne!» Er drückt auf einen verborgenen Knopf – und schon klappt die Fahrzeugfront samt Windschutzscheibe seitlich nach oben. «Bitte einsteigen!»

Tewlin stellt sich hinein in das Gefährt, das deutlich mehr ist als ein Motorrad, zugleich aber auch nicht wirklich ein richtiges Auto; er dreht sich einmal um die eigene Achse, nimmt auf der angenehm gepolsterten Zwei-Personen-Sitzbank Platz und rutscht links hinüber – direkt hinter die Steuersäule. «Und jetzt?» «Erst mal die Klappe runter», lacht Merlin. «Anschnallen – und losfahren.»

Heimliche Liebe zur Gemeinde

Daniel Tewlin setzt sich eine Baseballkappe auf den Kopf, unübersehbar prangt jetzt das Küsnachter Wappen über seiner Stirn. Er bekennt, dass er schon immer eine heimliche Liebe zu dieser besonderen Gemeinde gehegt habe. «Hat wohl mit dem gepflegten Ortsbild zu tun – und vor allem mit den Menschen: Die sind einfach besonders freundlich und umgänglich.» Aber warum springt der Motor nicht an? Tewlin dreht den Zündschlüssel. Nichts geschieht. Noch einmal. Immer noch nichts. Er müsse bloss diese kleine Scheibe betätigen, erklärt Ouboter, «nach rechts zum Vorwärts-, nach links zum Retourfahren – und dann natürlich Gas ... äh, Strom geben – natürlich. Der Elektromotor braucht keinen Anlasser!»

Aha. Regler auf D, Fuss auf Pedal – und schon setzt sich der kleine Sprinter in Bewegung. Der Microlino-Testfahrer steuert sein Gefährt hinunter zur Seestrasse und setzt es bei der Zehntentrotte, dort, wo der Ruderclub beheimatet ist – ja klar, das war auch eine dieser Quiz-Fragen! – mit dem Zürichsee im Hintergrund fotogen in Szene. Über dem Ganzen flattert, als wäre es arrangiert worden, eine Fahne im Wind – und auf dieser, unverkennbar, Gelb auf Rot, das Küsnachter Wappen. «Was für ein schöner Zufall», lacht der Quiz-Wettbewerb-Champion. Dort hinten, sagt er und deutet mit der Hand nach rechts, zur Stadt, habe er die erste Hälfte seines Lebens verbracht und zuerst als Jurist für die mittlerweile als einzige noch verbliebene Grossbank die ­Immobiliensparte betreut. «Und da drüben, in Thalwil am anderen Seeufer, hat sich die zweite Hälfte meines Lebens abgespielt – und da habe ich in Zürich das Amt eines Staatsanwalts ausgeübt.»

Vom linken ans rechte Seeufer

Erst vor einem Jahr habe sich die Gelegenheit ergeben, in Küsnacht eine Wohnung zu beziehen. «So habe ich es von der Pfnüselküste doch noch an die Goldküste geschafft», witzelt er und schiebt gleich noch einen seiner Lieblings­kalauer hinterher: «Genau genommen handelt es sich bei der Pfnüselküste ja um eine Platinküste; denn von dort drüben hat man die schönste Aussicht – auf die Goldküste!» Ein «ganz neues Fahrgefühl» sei das gewesen, zieht Daniel Tewlin nach einer guten Stunde Testfahrt Bilanz. Der Microlino habe alles, was ein Stadtauto braucht – und darüber hinaus durchaus originelle Innovationen. Auf die Idee, mit demselben Teil nach hinten schauen und zugleich die Strasse nach vorn ausleuchten zu können, muss man erst einmal kommen. Der Rückspiegel des Microlino ist zugleich auch ein Scheinwerfer! «Leider kann man ihn nicht so präzise einstellen, wie ich das gewohnt bin», sagt der vom Los erkorene Testfahrer.

Und? Könnte Daniel Tewlin sich vorstellen, künftig mit dem Microlino durch Küsnacht zu sausen? Die Antwort ist ein klares «Nein»: «Das liegt vielleicht am Sound des Elektromotörchens. Beim Beschleunigen schwillt dieses surrende Geräusch so unangenehm an, dass ich nicht weiss, ob ich mich daran gewöhnen könnte. Vor allem aber habe ich mich so an meinen Oldtimer gewöhnt, dass ich den niemals gegen so einen modernen Flitzer ersetzen könnte. Ich bleib bei meinem alten Saab!»