«Höchster Preis, der je bezahlt wurde»

Erstellt von Manuela Moser |
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Der Küsnachter Reinhard Wolf monierte bei der Gemeindeversammlung vom Montag, dass die Gemeinde für eine Liegenschaft an der Alten Landstrasse 170 4,5 Millionen Franken bezahlt hatte. Und dazu: den Kauf nicht öffentlich publizierte.

«16 500 Franken für den Quadratmeter Land, das ist vermutlich der höchste Preis, der je für ein Land gezahlt wurde», sagte Reinhard Wolf, «mindestens für ein Land ohne Seeanstoss.» Und das erst noch für ein angebautes Haus aus dem Jahr 1908, das «in einem desolaten Zustand» sei und im Inventar für schützenswerte Bauten aufgeführt sei. 

Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg (SVP) bestätigte den Kauf, der am 7. April 2022 amtlich vollzogen worden ist. «Die Publikation ging schlicht vergessen», entschuldigte er sich, «der Prozess ist inzwischen angepasst worden.» Er führte aber vor versammelter Gemeinde aus, dass im Preis nicht nur der Grundstückpreis enthalten sei, sondern auch der Wert der Liegenschaft. «Die Lage ist ausgezeichnet, und es gab ein reges Interesse von Dritten», rechtfertigte er den Preis. Im Sinne einer Landreserve für die Gemeinde sei der Erwerb wertvoll; das Grundstück sei umgeben von weiteren Liegenschaften der Gemeinde. So gehört auch das angebaute Haus an der Alten Landstrasse 172 bereits der Gemeinde. «Strategisch war der Kauf der Liegenschaft an der Alten Landstrasse 170 deshalb wertvoll», so von Burg weiter.

RPK-Präsident Tim Dührkoop äusserte sich dann bei seinem Statement nicht mehr weiter zum Kauf der Liegenschaft, doch es wurde in den vorgängigen Voten erwähnt, dass die Rechnungsprüfungskommission (RPK) damals gegen den Kauf der Liegenschaft gewesen sei. Interessant: Von Burg war damals – zur Zeit des Kaufs der Liegenschaft und also vor ­seiner Wahl in den Gemeinderat – selbst Mitglied der RPK. So musste er also am Montag ein Geschäft vertreten, das sein Gremium damals noch kritisch beurteilt  hatte und damals noch unter seinem Vorgänger Ueli Schlumpf (SVP) getätigt worden ist. Item: Der Konses an der Versammlung war, dass man es grundsätzlich ­begrüsst, wenn die Gemeinde Liegenschaften erwirbt – am liebsten zur Förderung von gemeinnützigem Wohnungsbau. Dies bekräftigte auch Antragsteller Reinhard Wolf in seinem Plädoyer. Dass der Preis allerdings so hoch ist, dies stand am Montagabend zur Diskussion. Und, so Wolf weiter: «Ich will als Bürger über ­einen solchen Kauf mit unserem Steuergeld informiert werden.» 

Bereits 2016 hätte er, Wolf, Ähnliches moniert, beim Kauf eines alten Hauses an der Poststrasse 16. Für 1,4 Millionen Franken hatte die Gemeinde Küsnacht damals jene Liegenschaft gekauft, was sie in ­Eigenkompetenz durchaus entscheiden kann. Sie hatte den Kauf damals am 13. Januar 2016 auch amtlich publiziert, wie Gemeindeschreiberin Catrina Erb Pola nach der Versammlung belegen kann. 

Auf Anfrage würde sich Reinhard Wolf die Informationen der Gemeinde jedoch «zeitnaher und nicht so dünn» wünschen. Der Kauf der Poststrasse erfolgte damals bereits im Oktober 2015; die Publikation des Erwerbs der Alten Landstrasse brauchte ein ganzes Jahr.