Das Ortsmuseum Küsnacht und die Musikschule feierten am Sonntag ihr 40-jähriges Bestehen in der Oberen Mühle am Tobelweg. Über Rätsel, Führungen und Theater lernten die Besucher die Geschichte hinter dem Gebäude kennen.
In den Siebzigern galt es als marode und verwahrlost, das Gebäude der Oberen Mühle am Tobelweg. Die Genehmigung für den Abriss war schon eingeholt worden, und doch kam alles anders. Denn seit 40 Jahren ist sie das Zuhause für das Ortsmuseum und die Musikschule Küsnacht. Gemeinsam mit der Kulturellen Vereinigung Küsnacht (KVK) veranstalteten sie am vergangenen Sonntag eine Feier, die sich der Geschichte hinter der Oberen Mühle widmete.
Das Interesse und der Andrang mit rund 300 Besucherinnen und Besuchern war für die Veranstalter überraschend: «Damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind immer noch überwältigt», sagt Elisabeth Abgottspon, Leiterin des Ortsmuseum Küsnacht. Die Geschichte zum Gebäude erzählten die Veranstalter auf vielfältige Art und Weise. Dank Theater, Führung, Trommelworkshop, Konzert und einem Bilderrätselparcours durch das ganze Gebäude kamen sowohl Jung als auch Alt auf ihre Kosten.
Reise in die Vergangenheit
Der Bau der Oberen Mühle geht auf das Jahr 1567 zurück, die Quellen sprechen sogar von einem Bau aus dem 14. Jahrhundert. Elisabeth Abgottspon und Aktuar Golo Feige nahmen die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Für lange Zeit wurde das Gebäude hauptsächlich als Mühle verwendet, etwa für ein Sägewerk, das bis zur Überschwemmung 1778 noch stand. Dank der besonderen Lage oberhalb des Baches überlebte die Mühle die Katastrophe. Doch die Nutzung als Mühle reichte nur bis ins 19. Jahrhundert, danach wurden die Räumlichkeiten als Werkstätte genutzt. Im 20. Jahrhundert zeigte sich das Gebäude zunehmend instabil und marode, worauf sich die Besitzerin – die Deco AG – in den Siebzigern für einen Abriss und Neubau entschied. Unter anderem dank geäussertem Unmut der Bevölkerung und der aufkommenden Diskussion um schützenswerte Bauten blieb die Obere Mühle aber erhalten. Mit dem Wunsch der KVK nach einem Ortsmuseum war der passende Ort dann auch gefunden.
«Es ist speziell, sich vor Augen zu führen, dass es das Ortsmuseum an diesem Standort beinahe nicht gegeben hätte», sagt Elisabeth Abgottspon. Von der ursprünglichen Bausubstanz ist heute nicht viel übrig. Bis auf die äussere Gebäudefassade wurde das Innenleben bei Renovationsarbeiten komplett ausgehöhlt.
Die Mühle spricht
Den jüngsten Besuchern wurde die Historie auf spielerische Art und Weise nähergebracht. Mithilfe eines Bilderrätsels, das Nahaufnahmen aus dem Gebäude abbildete, mussten Kinder und Eltern die Quelle finden und lernten dadurch selbst die hinterste Ecke im Haus kennen. Wer von der Gebäudetour eine Pause brauchte, konnte sich bei Kaffee und Kuchen stärken oder am Trommelworkshop der Musikschule teilnehmen.
Die Geschichte zum Gebäude wurde im Anschluss an die Gebäudeführung für alle nochmals aufgerollt, nun als Theater im Keller des Ortsmuseums. Auf der Bühne feierten Mitglieder der Küsnachter Schauspielgruppe «Die Kulisse» den Einzug vor 40 Jahren, woraufhin eine tiefe, raumfüllende Stimme sie unterbrach: «Was sind denn schon 40 Jahre?» Es war die Obere Mühle selbst, die sprach. Die Stimme erklang aus den Lautsprechern, doch die Illusion für die Zuschauer stimmte. Und so erzählte das Theater in Form von Anekdoten zwischen den Schauspielenden und der Stimme die wichtigsten Etappen der Gebäudehistorie. Anschliessend an die Theateraufführung klang die Feier mit Apéro und Jazz-Konzert bis in die frühen Abendstunden aus.