Fachkräftemangel sorgt für Defizit

Erstellt von Pascal Turin |
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Vergangenes Jahr wurde die Spitex Erlenbach in die Spitex Zürichsee überführt. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Spitex die steigenden Anforderungen auch zukünftig erfüllen kann. Zeit für ein erstes Fazit.

Vergangenes Jahr wurde die Spitex Erlenbach in die Spitex Zürichsee überführt. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Spitex die steigenden Anforderungen auch zukünftig erfüllen kann. Zeit für ein erstes Fazit.

Der Anschluss der kleineren Spitex an eine grössere Spitex startete mit viel Rückenwind aus der Bevölkerung. 93,2 Prozent der Erlenbacher Stimmberechtigten hatten dem Vorhaben im März vergangenen Jahres zugestimmt. Seit Mai 2024 ist die Erlenbacher Spitex darum Teil der Non-Profit-Organisation Spitex Zürichsee. Diese gewährleistet im Auftrag der Gemeinden Erlenbach, Herrliberg, Männedorf, Meilen und Uetikon am See die Pflege und Hilfe zu Hause. 

Die Gemeinde Erlenbach ist sehr zufrieden mit der neuen Lösung, wie eine Anfrage des «Küsnachters» zeigt: «Der Entscheid, sich an einen grösseren Spitex-Verbund anzuschliessen, war absolut richtig und notwendig», sagt Gemeinderätin Maya Suter (parteilos). Sie ist Ressortvorständin Gesellschaft und Soziales und hat dieses Geschäft damals vertreten. Nur in einem gemeinsamen (auch politischen) Verbund seien die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu schaffen.

Defizit für 2024 erwartet

Zu den Herausforderungen gehören neben den Kosten insbesondere der Fachkräftemangel. «Die Kostenentwicklung bewegt sich im prognostizierten Rahmen – das heisst, für das Jahr 2024 wird es ein Defizit geben», so Suter. Weil Erlenbach erst seit dem 1. Mai 2024 eine Leistungsvereinbarung mit der Spitex Zürichsee hat, gibt es laut der Gemeinderätin für den Anteil an den Restkosten 2024 deshalb erst Hochrechnungen, weil die Jahresabrechnung noch nicht definitiv vorliegt. «Angesichts der Entwicklung kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich die Zahlen in etwa im erwarteten Rahmen bewegen», sagt Suter. Das Defizit sei in erster Linie auf den «massiven Fachkräftemangel» im Gesundheitswesen zurückzuführen.

Der Grund: Um diesen auszugleichen, musste – und muss – auf teures Temporärpersonal zurückgegriffen werden. «Diese Problematik betrifft jedoch nicht nur die Spitex Zürichsee, sondern alle in diesem Bereich tätigen Organisationen», betont die Politikerin.

Das Temporärpersonal wird in der Regel über Personalverleiher oder -vermittler rekrutiert. «Das ist mittlerweile in der ganzen Gesundheitsbranche üblich, ohne externes Personal kann heute praktisch kein Betrieb mehr überleben», sagt Maya Suter. Wie viel Personal aktuell bei der Spitex Zürichsee fehle, könne sie nicht beziffern.

Aufgrund der generellen Entwicklung, dass es eine Verlagerung von stationärer zu ambulanter Pflege gebe, wachse die Nachfrage nach Spitex-Leistungen massiv. Suter: «So gesehen ist die Spitex ­Zürichsee konstant auf der Suche beziehungsweise am Rekrutieren von Personal, und zwar in allen Bereichen der Pflegequalifikation.»

Spitex Erlenbach stiess an Grenzen

Gemäss Suter wurde der Anschluss an einen grösseren Spitex-Verbund nicht aus Kostengründen angestrebt, sondern weil eine Zusammenarbeit in grösseren Verbänden «unserer Ansicht nach die einzige Lösung ist, wie wir die riesigen Herausforderungen im Gesundheitsbereich lösen können».

Ebenfalls wichtig sei ihr in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass der Anstoss zu diesem Anschluss an einen grösseren Verbund aus der Spitex Erlenbach selber gekommen sei, weil sie mit der Kleinheit ihrer Organisation zunehmend an ihre Grenzen gestossen sei.