Ein Ranger unterwegs in den Guldenen

Erstellt von Rahel Köppel |
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Die kalten Monate sind angebrochen. Ranger Raphael Böhm erzählt, was man jetzt beim Spaziergang in der Natur besonders beachten muss, und nimmt den «Küsnachter» mit in seinen Arbeitsalltag.

Es ist neblig in den Guldenen an diesem Freitagmorgen. Typisches Novemberwetter eben. Ranger Raphael Böhm macht das eher kalte Wetter nicht sonderlich viel aus – er ist gut ausgerüstet und vorbereitet auf alle Wetterumstände. Dies ist in seinem Beruf auch wichtig, wo man praktisch den ganzen Tag draussen verbringt. 

Der 32-Jährige, der ursprünglich aus Deutschland kommt, lebt und arbeitet schon seit drei Jahren als Ranger in der Schweiz: zwei Jahre davon in Basel und jetzt bei der Griffin Ranger GmbH, der Tochterunternehmung der Greifensee-Stiftung. 

Heute führt er durch das Naturschutzgebiet Guldenen, das die Gemeinden Egg, Maur und Küsnacht umfasst. Es ist eines von sieben Gebieten, das die Griffin Ranger GmbH im Auftrag der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich abdeckt, und das kleinste.

«Die Beträge sind dreistellig»

Von oben hat man eine herrliche Sicht über das Naturschutzgebiet, und Ranger Böhm verschafft sich einen ersten Überblick. In seinem iPad notiert er sich alles, was ihm irgendwie auffällt, und jeden, der ihm begegnet. Dazu gehören mehrheitlich Hundebesitzer.

Im Naturschutzgebiet, gekennzeichnet mit dem grünen «Eulenschild», herrscht Leinenpflicht. «Die Guldenen sind ein bisschen das schwarze Schaf unter den Gebieten», erzählt Böhm. «Ich weiss nicht, woran es liegt, aber hier hat es einige Leute, die sich nicht an die Regeln halten und sich unsere Ermahnungen nicht zu Herzen nehmen.» Dazu gehören zum grössten Teil Hundehalter, die ihre Hunde nicht an der Leine haben. Diese Leute versucht Böhm aufzuklären, und wenn diese dann keine Einsicht zeigen, merkt sich Böhm die Menschen. «Sie werden wiederkommen, und dann müssen wir sie zur Anzeige bringen.» 

Eine Verzeigung geht via Polizei an den Statthalter. Dieser entscheidet dann, wie hoch die Strafe wird. «Die Beträge sind meist dreistellig», sagt Böhm. «Es lohnt sich schlicht und einfach nicht, gegen die Regeln zu verstossen.»

Keine Einsicht führt zu Verzeigung

Andere Regelverstösse sind jegliche Handlungen, welche die Lebewesen im Naturschutzgebiet irgendwie stören könnten. An jenem Morgen begegnet Böhm beispielsweise ein Drohnenpilot, der seine Drohne mit nur kleinem Abstand über dem Weiher fliegen lässt, was zum Beispiel Vögel aufschrecken könnte. Nach einem Gespräch sieht der Pilot aber seinen Fehler ein und lenkt seine Drohne weg vom Schutzgebiet. Ins iPad wird also eingetragen: Drohnenpilot, Uhrzeit, mit Gespräch, Einsicht. 

«Das gibt jetzt auch keine Verzeigung», berichtet Böhm. «Wenn die Leute ihre Fehler einsehen und aufhören damit, belassen wir es bei leichten Verstössen bei einer Ermahnung.» Es kommt aber auch darauf an, wie schwer der Verstoss ist. «Es gibt leichte Verstösse, Verstösse wider besseres Wissen und schwere Verstösse», erklärt der Ranger. Ein leichter Verstoss sei beispielsweise, wenn jemand ein bisschen vom Weg abkomme. Ein Verstoss ist wider besseres Wissen, wie es der Name schon sagt, eine Übertretung, bei dem der «Täter» offensichtlich weiss, dass es verboten ist. «Zum Beispiel wenn jemand direkt beim Schild im Feld steht», präzisiert Böhm. Ein Feuer im Naturschutzgebiet oder jemand, der im Weiher badet, das sind schwere Verstösse, bei denen dann auch ein Gespräch nichts mehr hilft. «Da gibt es sofort eine Verzeigung.» Grundsätzlich sagt Böhm: «Wenn man der Natur direkt schadet, ist oft kein Raum mehr da für ein klärendes Gespräch.» 

«Tiere sind im Energiesparmodus»

Warum sind diese Regeln so wichtig, nicht nur im Sommer, sondern eben genau auch in den Wintermonaten? Gerade jetzt seien die Tiere im Energiesparmodus und ruhten sich aus. «Rehe brauchen im Winter zum Beispiel bis zum 10-Fachen der Energie, die sie normalerweise benötigen.» Schreckt man diese Tiere dann auf oder stört sie, fordert dies einen grossen Teil ihrer Energie und sorgt im schlimmsten Fall dafür, dass sie im Winter zu schwach sind.

Wenn im Winter eine Langlaufloipe durch die Guldenen führt, seien die Ranger oft auch einfach hier, um informative Gespräche zu führen und die Leute präventiv aufzuklären. «Schmilzt der Schnee aber wieder und wird matschig, dann ist es wichtig, dass die Leute auf den Wegen bleiben, sonst geht die Wiese kaputt.» Je weiter man auch vom Weg abkomme, desto trittempfindlicher seien die Pflanzen.

Viel Menschenkontakt

Was Böhm an seinem Beruf schätzt, ist der Kontakt zu den Menschen und auch der Austausch mit anderen Rangern. «Man kennt sich in diesem Beruf einfach untereinander. Wir treffen uns immer wieder und tauschen uns aus.» Auch weibliche Ranger gibt es, diese sind jedoch immer noch in der Unterzahl. «Der Anteil ist jedoch in den letzten Jahren stetig gestiegen.»  

Auch der Kontakt mit den Spaziergängern in den Gebieten kommt natürlich nicht zu kurz. «Man muss einfühlsam sein und auch feinfühlig, um den Menschen deutlich, aber trotzdem freundlich klarzumachen, was sie nicht dürfen.» 

Er lerne auch viele Menschen kennen, die seine Arbeit schätzen und mit denen er auf seinen Rundgängen plaudern kann. Einer davon ist zum Beispiel Herbert mit Hündin Riva, wohnhaft in Herrliberg. Er spaziert oft in dieser Gegend. Er erkundigt sich beim Ranger, wo denn jetzt eigentlich überall Leinenpflicht gelte, und tauscht sich mit ihm über Verschiedenes aus. Böhm schätzt diese Gespräche. «Es wird einem nie langweilig, man ist den ganzen Tag draussen und tut etwas Sinnvolles. Ich liebe meinen Job.»