Das Kammerorchester Männedorf-Küsnacht fördert junge, aufstrebende Musizierende aus der Region. Ein besonderer Leckerbissen folgt im November: Der erst elfjährige Stefan Szypura aus Küsnacht gibt sein Debüt am Klavier mit Mozart.
Im Singsaal der Schule Dorf, wo das Kammerorchester Männedorf-Küsnacht mittwochabends probt, herrscht gespannte Stille. Zum ersten Mal spielen die Musizierenden gemeinsam mit Stefan Szypura. Alle haben sich auf diesen Abend vorbereitet, der Solist, die Streicherinnen und Streicher sowie der Dirigent. Der elfjährige Bub verschwindet fast hinter dem schwarzen Flügel, er muss sich strecken, um den Dirigenten zu sehen. Dann hebt Luca Fiorini seine Arme, und der Raum füllt sich mit Klang.
Klar, leicht, wunderschön und dennoch von einer musikalischen Tiefe, wie das nur Mozart konnte, geht es durch den ersten Satz. Orchester- und Solistenpassagen wechseln sich ab, an einigen Stellen müssen sich die Musikerinnen und Musiker noch finden. Der Dirigent treibt seine Spielenden an und nimmt sie dann wieder zurück, sein ganzer Körper ist gespannt vor Energie, die sich auf das Orchester überträgt.
Kleiner Mann ganz gross
Aber den grössten Eindruck macht der junge Pianist. Mit grösster Selbstverständlichkeit gleiten die Finger über die Tasten, perlen die Läufe, wird er eins mit dem Instrument. Obwohl Mozarts Musik häufig als zugänglich und «leicht» wahrgenommen wird, stellt sie hohe technische Anforderungen an die Interpreten. Die Klarheit und Präzision seiner Musik lassen keinen Raum für Fehler, und jede Nuance muss genau herausgearbeitet werden. Als der erste Satz verklungen ist, herrscht kurz Stille, dann klicken die Bögen der Streicher begeistert an ihre Notenständer. Und der grosse Pianist wird wieder zum Bub, grinst verschmitzt über beide Backen und freut sich über die Anerkennung, die ihm hier von den anderen Musikern zuteil wird. So geht es weiter, einzelne Passagen werden wiederholt, bis alle – Stefan, der Dirigent und das Orchester – zufrieden sind.
Später am Abend, als von Luca Fiorini arrangierte Brahms- und Schumannstücke geprobt werden, wird das Klavier zum Teil des Orchesters, der Solist wird zum Mitspieler. Und auch das kann er, fügt sich problemlos in das Gefüge ein, wird Teil des grossen Klangwerks, das der Dirigent am Pult zusammenhält.
Wie in vielen Orchestern üblich, gehen auch die Musizierenden des Kammerorchesters nach der Probe noch zusammen auf einen Drink. In Ermangelung anderer Lokalitäten und weil es so praktisch nebenan ist oft an der benachbarten Tankstelle. Sie nehmen den jungen Pianisten in ihre Mitte, versorgen ihn mit einer Apfelschorle und stossen mit ihm auf diese erste gemeinsame Probe an.
Die Musikschule Küsnacht bringt immer wieder grosse Talente hervor, Stefan Szypura ist eines davon. Trotz seines jungen Alters ist er keine unbedeutende Grösse in der Schweizer Musikwelt. 2023 gewann er am Schweizer Jugendmusikwettbewerb den 1. Preis mit Auszeichnung, am Steinway-Wettbewerb einen 1. Preis plus den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes der klassischen Periode sowie diverse weitere Auszeichnungen. Ab seinem vierten Lebensjahr wurde er von der Trägerin des Küsnachter Kulturpreises, Anita Lehmann, unterrichtet, inzwischen lernt er bei Maki Wiederkehr am Konservatorium in Zürich. Er spielt auch Violine und komponiert, aber seine Liebe gehört ganz klar dem Klavier.
Am Sonntag, 3. November, darf man den jungen Stefan Szypura mit dem Kammerorchester Männedorf-Küsnacht um 17 Uhr im Rahmen der Reihe «Konzerte in Küsnacht» in der reformierten Kirche Küsnacht erleben. Es lohnt sich.