Ein Garten für Demenzkranke

Erstellt von Céline Geneviève Sallustio |
Zurück

Eine grüne Oase bereichert das Küsnachter Alters- und Gesundheitszentrum Tägerhalde seit kurzem: Am Samstag wurde die Einweihung des neuen Demenzgartens gefeiert. 

Anselm Töngi steht vor der Gittertür und dreht seinen Schlüssel im Schloss um. «Die Tür lässt sich nur nach innen öffnen», erklärt Töngi, «das gehört zum Sicherheitskonzept des Gartens.» Das Schloss schnappt auf, die Metalltür öffnet sich. Dahinter befindet sich auf der 550 Quadratmeter grossen Terrasse des Alters- und Gesundheitszentrums Tägerhalde der neu eröffnete Demenzgarten.

Von der Terrasse auf dem ersten Stock schweift der Blick über den Schübelweiher mit Aussicht ins Grüne. Am anderen Ende des Gartens befindet sich der Aufenthaltsraum der Demenzabteilung mit direktem Zugang auf die Terrasse. Der Garten besteht aus vielen verschiedenen Beeten, die mit Blumen, Sträuchern und Kräutern bepflanzt sind. 

Ein lang gehegter Wunsch

Anselm Töngi ist seit 2018 Leiter des Gesundheitsnetzes Küsnacht, welches seit 2022 so benannt wird. Bei Amtsantritt hiess seine Funktion noch Leiter Gesundheit/Leiter Alters- und Gesundheitszentren Küsnacht. Im selben Jahr hatte er ­einen Wunsch: Er wollte den Aussenbereich der Demenzstation neu gestalten. «Bis dahin war die Terrasse nicht nutzbar und bot den Bewohnern und Bewohnerinnen der geschützten Wohngruppe keinen Mehrwert», so der 57-Jährige. Im Frühjahr 2019 machte er dann den Vorschlag mit dem Demenzgarten, vier Jahre später konnte das Gesundheitsnetz Küsnacht das Projekt abschliessen. Der Bau des Gartens kostete rund 300 000 Franken. 

Eine Führung für Gäste und Bewohnende des Alters- und Gesundheitszentrums durch die neu eröffnete Oase zeigt: Ein Demenzgarten ist ein Garten, der ganz auf die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz abgestimmt ist. «Menschen mit einer Demenzerkrankung haben ­einen erhöhten Bewegungsdrang und das Bedürfnis nach Sicherheit, wenn die Orientierung nachlässt», so Töngi. Diesen Bedürfnissen wollte er bei der Konzeption des Gartens gerecht werden. Zum Sicherheitskonzept gehört nicht nur die Gittertür, die sich lediglich nach innen aufschliessen lässt, sondern es gehören auch hohe Geländer und Wegsysteme, die nicht in eine Sackgasse führen. «Knapp 100 verschiedene Pflanzenarten wachsen auf der Terrasse», sagt Töngi auf dem Rundgang, während er auf ein Kräuterbeet zeigt, «keine davon sind stachelig oder giftig.» Die Pflanzen seien so aufeinander abgestimmt, dass von Anfang bis Ende Jahr immer welche blühen. Wichtig seien auch beruhigende Elemente, wie beispielsweise das Wasserspiel. Wenn der Spaziergang durch den Garten ermüdet, laden Bänkli und ein Pavillon zum Verschnaufen ein. 

Steigende Demenzzahlen

Die Zahlen zur Demenz-Erkrankung sind frappant: Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit leben in der Schweiz schätzungsweise gegen 150 000 demenzkranke Menschen. Jährlich kommen rund 32 500 Personen dazu. Es gibt rund 100 verschiedene Demenzkrankheiten, allen gemein ist die Beeinträchtigung der Gehirnfunktion. Mehr als die Hälfte aller betroffenen Personen leiden an der sogenannten Alzheimer-Demenz, die durch eine degenerative Hirnveränderung verursacht wird. 

Über die Ursachen der Hirnveränderungen können Fachleute bis heute nur mutmassen. In Zürich leben rund 25 000 Menschen mit einer Demenz-Erkrankung. Obwohl die Mehrheit aller Betroffenen zu Hause lebt, ist bei starker Pflegebedürftigkeit eine stationäre Behandlung meist unvermeidlich. Im Alters- und Pflegezentrum Tägerhalde gibt es 21 Plätze für Menschen mit einer Demenzerkrankung. Aktuell sind alle Zimmer belegt. 

«Die Nachfrage steigt, da die Menschen immer älter und die Erkrankungen immer mehr zunehmen», sagt Töngi. Um die Notlage zu lindern, entstehen im Täger­moos 80 neue Alterswohnungen – womöglich ebenfalls Pflegeplätze für Demenzerkrankte. Die Eröffnung des Demenzgartens ist ein weiterer Schritt, um die Bedürfnisse der erkrankten Menschen zu erfüllen.