Die Rad-WM polarisiert

Erstellt von Rahel Köppel |
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Vergangene Woche fand in Küsnacht eine Infoveranstaltung zu der Rad-WM im September statt. Da die Strecke des Wettkampfes teilweise durch Küsnacht führt, wird es für die Gemeinde in dieser Zeit Einschränkungen geben.

Von 21. bis 29. September 2024 werden die UCI Rad- und Para-Cycling-Strassen-Weltmeisterschaften Zürich stattfinden. Zum ersten Mal werden Para-Athleten, Elitefahrerinnen und Junioren an den gleichen Weltmeisterschaften antreten. Alle fahren über die gleiche Ziellinie am Sechseläutenplatz. Die Route verschiedener Rennen führen unter anderem auch durch Küsnacht, was in dieser Zeit Einschränkungen zur Folge haben wird. Um über diese Einschränkungen und die Veranstaltung selber zu informieren, führte die Gemeinde Küsnacht zusammen mit kantonalen Behörden, dem Lokalen Organisationskomitee (LOK) Zürich 2024 sowie den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) letzte Woche am Dienstag einen Informationsanlass durch. Das Interesse scheint gross: Rund 200 Menschen haben die Veranstaltung besucht.

«Ein Volksfest für die Bevölkerung»

Die Begrüssung machte Claudio Durisch, Gemeinderat und Vorsteher Tiefbau und Sicherheit (parteilos). Er betonte, dass das Leben im Dorf so gut wie möglich weitergeführt werden soll. «Wir versuchen, für alle Probleme eine Lösung zu finden», sagt er, «müssen uns aber auch damit abfinden, dass nicht überall die idealste Lösung gefunden werden kann.» Die Rad-WM sei aber eine einzigartige Veranstaltung, von der die heutigen Kinder noch ihren Enkeln erzählen würden. 

Die Vorstellung des eigentlichen WM-Anlasses übernahm dann Daniel Rupf, lokaler Gesamtprojektleiter. «Die Rad-WM ist einer der meistverfolgten Einzelsportanlässe mit weltweit über 300 Millionen Zuschauenden», erzählt er. «Zudem soll es ein Volksfest werden, das auch die Bevölkerung anzieht.» Es sei auch ein Anliegen, dass lokale Gewerbevereine unterstützt werden. Für das Zeitfahren und den Elitekurs, die beide durch Küsnacht führen, gibt es je ein Verkehrskonzept. «Wir müssen uns um die Anspruchsgruppen kümmern, und dazu gehört auch die Bevölkerung», so Rupf. Das Ziel sei es, möglichst umfassend und gut zu informieren. «Für Fragen gibt es verschiedene Hotlines, bei der Gemeinde und auch uns als Organisatoren selber», sagte er. Ziel sei, die Auswirkungen so gering als möglich zu halten.

Anschliessend informierte seitens Kantonspolizei Zürich Werner Schmid, Chef der Regionalpolizei, über das Vorhaben bei möglichen Zwischenfällen. Dazu gehören auch Unterbrüche des Rennens. Leben retten gehe Sport immer vor, so Schmid. «Wir werden im September alles Mögliche tun für einen sicheren Anlass mit möglichst wenigen Auswirkungen.» 

Sperrzeiten für Küsnacht

Christoph Thoma von der Kantonspolizei Zürich stellte das Verkehrskonzept vor. «Wichtig ist einfach in dieser Zeit, dass möglichst wenige Pendler mit dem Auto nach Zürich kommen», sagte Thoma, worauf einige Lacher folgten. Die Sperrzeiten werden auf ein Minimum begrenzt. «Während dieser Zeiten ist kein Befahren der Rennstrecken möglich. Zu Fuss oder mit dem Velo ist das Queren der Strecke jedoch an geeigneten Stellen möglich», so Thoma. «Dies aber auf eigene Verantwortung und unter Berücksichtigung des Rennbetriebs.»

Johannes Eckert von den VBZ erklärte, wie es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln während der WM aussieht. Er betonte, dass es wichtig sei, in diesen Tagen einen regelmässigen Blick auf den Online-Fahrplan zu werfen. «Dort wird alles Wichtige zu finden sein», so Eckert. Während beim Zeitfahren die Einschränkungen überschaubar sein werden, sieht das Ganze beim Strassenrennen von 25. bis 29. September etwas anders aus. «Dann werden die Linien 912 und 918 eingestellt und die Linien 916 und 919 umgeleitet», sagte Eckert. Dies jeweils von 5 bis 19 Uhr.

Franco Aeberhard, Polizeichef und Fachbereichsleiter Sicherheit bei der Gemeinde Küsnacht, machte dann den Abschluss und thematisierte die konkrete Situation in Küsnacht. Er stellte unter anderem einen Plan vor, wo ersichtlich ist, wo man während der Sperrzeiten parkieren kann, wenn man nicht zum Haus kommt. Ausserdem wies er darauf hin, dass es bei der Kreuzung Zumikon/Itsch­nach einen Checkpoint geben wird. «Wenn man in Zumikon beim Lichtsignal in Richtung Zürich oder Itschnach fahren möchte, lohnt es sich, eine Zufahrtsbewilligung zu lösen», so Aeberhard. Bezüglich Bewältigen des Schulweges von Kindern werden Freiwillige im Einsatz sein, die die Kinder in die Schule begleiten. Die Spitex hat Ende April den Massnahmenplan den Betroffenen zukommen lassen. Ihr Ziel: alle Leistungen zu 100 Prozent abzudecken. Aeberhard führte auch aus, dass in Küsnacht Festivitätsangebote geplant sind. «Wir haben zwar keine grosse Fläche zur Verfügung, werden aber trotzdem unser Bestes tun», sagte er. Im Anschluss an die Ausführungen hatten dann die Besuchenden noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. 

«Wer übernimmt die Kosten?»

Neben Klärungen zum Handhaben von Campingbussen und zu Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die in den Sperrzeiten keine Möglichkeit haben, sich fortzubewegen, äusserte sich auch jemand dazu, wer die Kosten für den Anlass übernehmen soll. «Die Bevölkerung wird in Sippenhaft genommen und ich finde es eine Zumutung», so die Dame. Auf diese Aussage folgte ein Applaus. Es scheint also ein geteiltes Anliegen zu sein. Franco Aeberhard lässt die Frage im Raum stehen. «Wir haben diese Frage erwartet», sagt er. «Wir wollen jetzt aber heute keine Diskussion auslösen.» 

Laut Tiziana Ballabio, Kommunikationsverantwortliche bei der Gemeinde Küsnacht, würden die Anliegen und Bedenken der Bevölkerung ernst genommen und es werde versucht, gemeinsam die bestmögliche Lösung zu finden. «Ausserdem kommunizieren wir proaktiv und stehen der Bevölkerung auf verschiedenen Plattformen und Wegen mit Informationen zur Verfügung», so Ballabio.

Man merkt: Das Thema Rad-WM in Küsnacht polarisiert. Negativ, wie auch positiv. Welche Auswirkungen dieser Anlass dann am Schluss wirklich auf die Gemeinde hat und wie stark spürbar die Einschränkungen sein werden, wird sich wohl erst im September zeigen. Bis dahin regen sich die einen auf, während sich andere auf ein Volksfest freuen.