Klarinettist Matthias Schorn tritt das erste Mal am Klassikfestival Küsnacht auf, wo er sein Instrument in einer breiten Palette von Genres und musikalischen Epochen präsentieren wird. Studiert hat er in Salzburg und Wien.
Matthias Schorn, wie sind Sie als Berufsmusiker zur Musik gekommen?
Ich denke, das liegt schon daran, dass ich aus einer musikalischen Familie komme. Mein Vater hat auch Klarinette gespielt, was ich als Kind immer beobachten konnte, jedoch nicht als Profi. Auch meine Mutter war musikalisch veranlagt und war Querflötistin bei der Musikkapelle. Musik war bei uns einfach immer ein wichtiger Teil des Alltags und eines Tages lag dann eine Klarinette unter dem Weihnachtsbaum. Von da an konnte ich dann meinem Vater nacheifern.
Und nach der Schule haben Sie dann Musik studiert?
Genau, und zwar an der Universität Mozarteum in Salzburg. Mit 16 Jahren bin ich dann nach Wien übersiedelt, wo ich an der Universität für Musik und darstellende Kunst studiert habe. Dort in der Nähe, im Wienerwald, lebe ich auch noch heute mit meiner Frau.
Nun reisen Sie schon bald zu uns in die Schweiz nach Küsnacht ans Klassikfestival. Was für eine Verbindung haben Sie zu diesem Event?
Ich kenne die Leutwyler-Schwestern (Astrid und Sonja, Anm. d. Redaktion) schon länger von früheren gemeinsamen Projekten, bei denen wir zusammen musiziert haben. Man könnte also sagen, wir sind schon seit einigen Jahren musikalisch befreundet. Als sie mich dann angefragt haben, ob ich nicht einmal Teil des Klassikfestivals sein wollte, habe ich natürlich zugesagt.
Was ist an Ihrem Instrument, der Klarinette, das Besondere?
Was mich an der Klarinette so stark fasziniert, ist, dass sie der menschlichen Stimme unglaublich nahe kommt. Das konnte ich auch schon mehrmals mit der Opernsängerin Sonja Leutwyler zusammen erleben. Man kann mit diesem Instrument unglaublich schön singen und Geschichten erzählen. Der Tonumfang der Klarinette ist wahnsinnig gross, auch was die Dynamik betrifft. Man kann laut schreiend oder aber ganz leise, schon fast flüsternd spielen. Ausserdem lässt sich die Klarinette auch stilistisch sehr vielseitig einsetzen. So findet man sie beispielsweise in der Volksmusik, im Jazz oder auch im Klezmer.
Wie kann man sich Ihren Alltag als Musiker vorstellen? Gibt es eine gewisse Routine oder ist jeder Tag total anders?
Nun ja. Das Leben als Berufsmusiker ist sehr bunt und abwechslungsreich. Eine wirklich Routine mit geregelten Arbeitszeiten gibt es eigentlich nicht. Manchmal ist es auch sehr kurzfristig und unplanbar, was einen aber jung hält. Ich würde sagen, man kann seinem inneren Kind treu bleiben und hat viel Spass bei seiner Arbeit.
Das ist aber sicher auch manchmal schwierig und herausfordernd.
In meinem Fall spreche ich aus der privilegierten Situation heraus, dass ich ja seit knapp 20 Jahren ein fixes Standbein bei den Wiener Philharmonikern habe, was mir mein Einkommen sichert. Dies ist natürlich ein riesengrosses Glück und gibt mir eine enorme Sicherheit. Durch diese Basis, die ich als Soloklarinettist dort habe, muss ich mich nicht permanent um Aufträge bemühen, was mir eine solide wirtschaftliche Grundlage gibt.
Die Musik ist Ihr täglicher Begleiter. Spielen oder hören Sie privat überhaupt noch Musik?
Da ist die Frage, was man als Grenze zum Privaten bezeichnet. Mehrheitlich hat mein Musizieren aber schon mit einem Konzert oder einem Auftritt zu tun, dies kann aber auch mal in einem lockereren Rahmen stattfinden. Was das Musikhören anbelangt, da bin ich in meinem Privatleben manchmal ganz froh, wenn Stille herrscht, da man ja ständig berieselt wird, sei es im Supermarkt oder wo auch immer. Wenn ich aber Musik höre, dann tue ich dies bewusst und lege mir eine Platte auf.
Was für Genres hören Sie dann gerne?
Das kann alles Mögliche sein, von Richard Strauss bis hin zu Queen ist alles dabei.
Haben Sie einen Lieblingskomponisten oder eine Lieblingskomponistin, den oder die Sie nennen könnten?
Nein, aber das werde ich öfters gefragt (lacht). Würde ich Ihnen jetzt einen nennen, dann wäre das am Nachmittag schon wieder ein anderer. Das ist bei mir komplett stimmungsabhängig. Genau so verhält es sich bei mir auch mit den verschiedenen Musikepochen. Die Vorlieben wechseln sich bei mir immer wieder ab, je nachdem, was ich gerade spiele.
Neuheiten 2023
• In diesem Jahr bietet das Klassikfestival Küsnacht zum ersten Mal einen Festival-Pass an, der es dem Publikum ermöglicht, noch tiefer in das Festival-Wochenende einzutauchen und sich auf spannende Begegnungen einzulassen.
• Neben den Familien- und Kinderkonzerten findet in diesem Jahr ein Babykonzert (Freitag, 15. September, im Seehof) für Babys bis 2 Jahren statt. Anmeldung über www.ticketino.com.
• Young Talents: Im Rahmen des Programms «Next Generation» findet am Sonntag, 17. September, im Seehof ein Workshop für junge, begeisterte Sängerinnen und Sänger mit Sonja Leutwyler (Leitung und Gesang) statt. Anmeldung über info@klassikfestival.ch.