Das Open-Air-Kino Erlenbach feiert sein 20-jähriges Bestehen und erlangt mittlerweile Kultstatus. In dieser Zeit ist die Veranstaltung gewachsen, wurde professioneller. Und dennoch blieb sie bis heute unabhängig.
Während Pathé, Blue Cinema und Co. sieben Tage die Woche von morgens bis abends in ihren Dunkelkammern die aktuellsten Blockbuster zeigen, bietet Erlenbach ein Kinoerlebnis der ganz eigenen Art: An zwei Tagen pro Jahr wird die Erlenbacher Schifflände zum Freiluftkino mit Aussicht auf den Zürichsee. Nun feiert der Verein hinter dem Open-Air-Kino Erlenbach mit der diesjährigen Austragung am 16. und 17. August sein 20-jähriges Bestehen und ist aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken.
«Es geht mehr als nur um Filme. Der Anlass soll Leute zusammenbringen», sagen Kaspar Schneider, aktueller OK-Präsident und Gründungsmitglied Urs Albonico. Beliebter als je zuvor kommt die Veranstaltung mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen, doch bis dahin war es ein langer Weg.
Vom Wind weggeblasen
Die Idee hinter Freiluftkinos ist nicht neu. Mit dem Open-Air-Kino im Tiefenbrunnen gab es bereits einen etablierten Anbieter. Allerdings war es schwierig, an Tickets ranzukommen, wie Urs Albonico erzählt: «Also dachte ich mir, wieso stellen wir nicht selbst etwas auf die Beine? Hier in Erlenbach gibt es doch genug schöne Standorte.» In einem vierköpfigen Team erstellte er ein erstes Konzept und im Winkel Strandbad kam es dann auch zur ersten Austragung des Erlenbacher Open-Air-Kinos.
Bescheiden, mit rund 120 Stühlen und ausgeliehener Leinwand, die mit Druckknöpfen an ein Aluminiumgerüst befestigt wurde, ging es vor 20 Jahren los. Trotz Wetterpech war die Veranstaltung ein Erfolg. Dabei galt von Anfang an, dass es nicht nur um Filme gehen soll. Dank mitgebrachten Kuchen vom OK und der Bar im Strandbad war für das Catering gesorgt. Tische und Stühle luden sowohl vor als auch nach dem Film zum Verweilen ein. Somit entwickelte sich der Anlass schnell zu einem Begegnungsort.
Über die Jahre hinweg zeichneten sich allerdings die ersten Probleme mit dem Filmbetrieb ab. Die Leinwand wehte bei starkem Wind, das Gerüst dahinter ging kaputt, Farbfehler fingen an, das Bild zu verzerren, und organisatorisch war der Standort im Strandbad eine Herausforderung. Denn der Badibetrieb lief während des Tages weiter, also mussten sämtliche Stühle wieder abgebaut werden.
Unabhängig seit Tag eins
Die Technik haben die Veranstalter seit einigen Jahren an einen lokalen Partner in Erlenbach weitergegeben. Mit professioneller Leinwand, Ton und Licht sind die Probleme von damals gelöst. Zudem haben die Veranstalter mit der Schifflände einen besseren Standort gefunden. «Wir haben uns in der Nachbarschaft und auf der Gemeinde erkundigt und sind auf offene Ohren gestossen», sagt OK-Präsident Kaspar Schneider. Der Vorteil, nebst der Kulisse auf dem Zürichsee: Die Stühle können über den Tag hinweg stehen bleiben.
Was sich jedoch nicht geändert hat, ist die Unabhängigkeit des Open-Air-Kinos. Seit Anbeginn verzichtet man bewusst auf Sponsoren, stattdessen gibt es Gönner-Tickets. «Wir haben schon Sponsorenanfragen bekommen, aber oftmals wird dann reingeredet. Deswegen sind unsere Gönner die einzigen Sponsoren», sagt Schneider.
Klein, aber fein
Trotz steigender Beliebtheit ist die maximale Grössenkapazität nun erreicht. Die Schifflände bietet zwar Platz für bis zu 500 Personen, doch reduzieren die Veranstalter das Event auf rund 400 Plätze. «Es soll persönlich und gemütlich bleiben. Ganz nach dem Motto Qualität vor Quantität», sagen Schneider und Albonico.
Mit «Die fabelhafte Welt der Amélie» am 16. August und «Past lives» am 17. August setzen die Veranstalter wieder auf einen Klassiker und einen Geheimtipp. Dieses Konzept hat sich über die Jahre hinweg bewährt. Kulinarisch passt sich das Catering dem Abendprogramm an. Neben Pasta gibt es französische Küche passend zum Film. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens versprechen die Veranstalter zudem eine Überraschung. «Dazu möchten wir aber nicht mehr verraten», so die beiden.