Das «Hörnli» soll allen gehören

Erstellt von Jared Thomas |
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Am Montag fand in Küsnacht der Mitwirkungsanlass zur Zukunft des Areals Hörnli statt. Die Gemeinde will die Bevölkerung frühzeitig in die Planung einbeziehen. Das Interesse war gross, der reformierte Kirchgemeindesaal voll.

Etwas über 50 Küsnachterinnen und Küsnachter fanden sich Anfang Woche im reformierten Kirchgemeindehaus ein, um über die zukünftige Nutzung des «Filetstücks» der Gemeinde – des Hörnli-Areals – mitzureden. Das Interesse war gross, der Saal gut gefüllt, als Liegenschaftenvorsteher Adrian von Burg (SVP) die Veranstaltung pünktlich um 18.30 Uhr eröffnete.

Ein historisches Areal

Das Areal Hörnli, bekannt als das ehemalige Pflegeheim am See, ist seit 1948 im ­Besitz der Gemeinde Küsnacht. Mit seiner Lage direkt am See und den denkmalgeschützten Gebäuden – darunter die Villa und das Gärtnerhaus – ist es nicht nur architektonisch ein besonderer Ort für die Bevölkerung, sondern auch emotional. Aktuell wird das Areal zwischenvermietet und dient unter anderem als Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine, betreut von den Nachbargemeinden Erlenbach und Zumikon. An diesem Abend stand die Frage nach der langfristigen Nutzung im Raum.

Eine Interessengemeinschaft namens IG Hörnli – unter anderem mit Sprecherin und ehemaliger Gemeinderatskandidatin Lilly Otth (SVP) – hatte bereits im Vorfeld der Veranstaltung klare Vorstellungen formuliert: Das Areal soll öffentlich zugänglich bleiben und allen Einwohnern zugutekommen. Ein Verkauf oder die Abgabe von Baurechten an Dritte wird von der IG abgelehnt (der «Küsnachter» berichtete).

Adrian von Burg betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Veranstaltung als erste Phase des Entwicklungsprozesses zu verstehen sei. «Ziel ist es, Ideen aus der breiten Bevölkerung zu sammeln, ohne jedoch in Diskussionen zu verfallen.» Die Planungen befänden sich noch ganz am Anfang, es bestehe noch kein Vorprojekt, nichts. «Wichtig ist zu diesem Zeitpunkt, Lösungen zu finden, welche die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegeln und gleichzeitig kostenneutral umgesetzt werden können», meinte er weiter.

Der Workshop: Träume und Ängste

Im Rahmen eines Workshops hatten die Teilnehmenden dann die Gelegenheit, ihre Vorstellungen und Sorgen zu den verschiedenen Aspekten der Arealentwicklung zu teilen. Die verschiedenen Stationen waren unter anderem eingeteilt in Themen wie «Meine Träume für das Areal», «Meine Ängste», «Wohnen im Hörnli» sowie «Öffentliche und private Nutzungen». Es zeigte sich ein klares Bild: Die Mehrheit der Teilnehmenden wünschte sich eine öffentliche Nutzung des Areals, die Begegnungen zwischen Jung und Alt ermöglicht. Eine Besucherin brachte die Sehnsucht vieler auf den Punkt: «Das Pflegeheim war der schönste Ort. Wir brauchen so etwas wieder, für alle.» Viele äusserten die Sorge, das Areal könne durch teure Wohnungen oder private Nutzung für die Allgemeinheit verloren gehen. Aussagen wie «Küsnacht soll nicht den Reichen gehören» unterstrichen die ablehnende Haltung gegenüber einer exklusiven Nutzung.

Ideen und Vorschläge

Im Laufe des Abends wurden vier mögliche Baupläne vorgestellt: Bestandsergänzung, Gehöft, Ensemble und Zeilenbauweise. Die Bestandsergänzung, obwohl als am wenigsten zukunftsweisend bezeichnet, fand bei den Anwesenden grossen Anklang, da sie die bestehende Bausubstanz erhalten würde und damit auch die sogenannte graue Energie, was aus Nachhaltigkeitsgründen sinnvoll wäre. Kreative Ideen kamen ebenfalls auf: Ein Teilnehmer schlug den Bau einer Surf-Werkstatt vor, die allen Einwohnern zugutekommen könnte. Auch Cafés und Freizeiteinrichtungen wurden mehrfach genannt. Bei der Diskussion um Wohnnutzung kristallisierte sich heraus, dass teure Wohnungen nicht gewünscht sind. Stattdessen fand die Idee von Alterswohnungen viel Zustimmung.

Schliesslich konnten die Teilnehmenden am Ende des Abends ihre Prioritäten mittels Klebepunkten markieren. Die Ergebnisse spiegelten die Diskussionen wider. Unter dem Stichwort «Träume» wurde ein Platz für Begegnungen und Gemeinschaft genannt, bei den «Ängsten» der ­Verlust der öffentlichen Zugänglichkeit und Kommerzialisierung. Das Stichwort «Wohnen» evozierte Gedanken wie «entweder gar keine oder bezahlbare Wohnnutzung, bevorzugt für Senioren». Auch eine «private Nutzung» wie ein Restaurant, Büros oder Wohnungen wurden angedacht; das Areal müsste in diesem Fall aber für alle zugänglich bleiben.

Ein langer Prozess

Der Abend endete mit gemischten Gefühlen. Viele begrüssten die Gelegenheit, ihre Ideen einbringen zu dürfen, waren jedoch unzufrieden mit der Aussicht, erst im Sommer 2025 mehr über die Pläne zu erfahren. Der Grund dafür sei, sagte von Burg später auf Anfrage, dass im Ressort Liegenschaften derzeit ganz viele Geschäfte offen seien, wie beispielsweise die Abklärungen rund um die Dreifachturnhalle oder die Urnenabstimmung zum Schulhaus Heslibach. «Jeder Teilnehmende erhält von diesem Abend aber zeitnah ein Protokoll», versprach der Gemeinderat und bedankte sich für die Teilnahme. Für ihn wird die Herausforderung sein, die teils auch widersprüchlichen Aussagen unter einen Hut zu bringen. «Die einen wollen etwas für die Jungen, die andern etwas für die Alten. Andere wollen Parkplätze, wiederum andere keine Parkplätze.» Es gelte nun, den bekannten «politischen Balanceakt» hinzukriegen. Also eine Lösung, die vielleicht dank privaten Nutzungen kostenneutral gehalten werden könne und aber doch für die Leute dank öffentlichen Anlagen einen Mehrwert schaffe.

Unter dem Strich zeigte die Veranstaltung, wie wichtig das Areal Hörnli den Küsnachterinnen und Küsnachtern ist. Die Botschaft der Anwesenden war deutlich: Das Areal soll ein Ort für alle bleiben, frei von Kommerzialisierung und exklusiver Nutzung. Es soll zudem in den Händen der Gemeinde bleiben und multiple Nutzungen wie Gastro, Kunst und Unterhaltung anbieten.

Nun liegt es an der Gemeinde, diese ­Vision in die nächsten Planungsphasen zu überführen. Die derzeitigen Zwischennutzungen enden Mitte 2026.