10 Jahre Odessa Classics: Vor vollen Reihen in der Tonhalle

Erstellt von Manuela Moser |
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In den vergangenen Tagen gastierte der Wahlküsnachter Alexey Botvinov mit seinem Musikfestival «Odessa Classics» in Zürich. Der gebürtige Ukrainer konnte gar das zehnjährige Jubiläum seines Festivals feiern – wegen des weiterhin andauernden Krieges in seiner Heimat aber bereits zum zweiten Mal im Exil. «Zürich ist mein musikalisches Exil geworden, bis in der Heimat wieder Friede herrscht», hatte sich Botvinov im Vorfeld der Konzerte geäussert. Und so fand der Geburtstag an drei verschiedenen Zürcher Schauplätzen mit Auftritten in der Kirche St. Peter, dem Kunsthaus und in der Tonhalle statt. Weiter Auftritte in anderen europäischen Städten werden bis November folgen. 

Vor vollen Reihen interpretierte das renommierte Litauische National Symphony Orchestera in der Tonhalle Zürich Werke von Bach und Brahms bis hin zu modernen Werken des noch jungen Dirigenten Gediminas Gelgotas (*1986), der seine Stücke als Dirigent gleich selber vorführte. Und zur Überraschung aller dazu auch noch sang. Ein weiterer Grund zum Staunen: Er tat das alles ohne Noten. Zusammen mit seinem Nico Ensemble – auch diese fünf Musikerinnen und Musiker spielten ohne Noten, dafür mit ganz viel Ausdruck und Energie – sorgte Gelgotas für ein besonderes Highlight an diesem Abend. Kein Wunder begeistern diese Musikerinnen und Musiker seit ihrer Gründung im Jahr 2006 auch ein jüngeres Publikum für klassische Musik.

Aber auch Gelgotas’ Landsmann, der litauische Dirigent Modestas Pitrenas, vermochte an diesem Abend zu überzeugen. Pitrenas gehört zu den erfolgreichsten Dirigenten der jüngeren Generation in seinem Land und ist seit der Saison 2018/2019 Chefdirigent bei Konzert und Theater St. Gallen. 

Zum Schluss des Konzerts gab es einen weiteren Höhepunkt: Gründervater des Festivals, Alexey Botvinov, setzte sich höchstpersönlich an den in der Pause ­hereingerollten schwarzen Flügel und zog das Publikum mit seinem Klavier­konzert Nr. 1 d-Moll op. 15 von Johannes Brahms (1833–1897) in den Bann. Gerne wieder, gerne mehr – dazu bietet sich am 17. November dieses Jahres Gelegenheit, und zwar um 17 Uhr im Seehof Küsnacht. Die Kulturkommission der Gemeinde hat ihren bekannten Bewohner für ein Klavierrezital mit dem Titel «Metamorphosis» mit Werken unter anderen von Chopin, Rachmaninow und Mozart eingeladen. Wer klassische Musik liebt, sollte diese Gelegenheit nicht verpassen.